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Manifesta 4 in Frankfurt am Main
Januar 2001
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++++ Dr. Hans-Bernhard Nordhoff, Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main. Rede anlässlich der Pressekonferenz im Frankfurter Kunstverein am 25. Januar 2001
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++++ Die Wahl Frankfurts für die Manifesta 4 betrachte ich als Herausforderung. Die Manifesta ist eine der renommiertesten Veranstaltungen zur zeitgenössischen Kunst in Europa. Sie bedeutet für Frankfurt eine große Bereicherung und die Chance, der Frankfurter Kunstszene neue Impulse zu geben. Frankfurt ist kein „klassisches“ Zentrum bildender Kunst, aber es ist ein sehr zeitgemäßes. Hier gab es in der mehr als 1200-jährigen Stadtgeschichte keine Fürstensammlungen und keine fürstlichen Auftraggeber. Die Frankfurter Museen sind überwiegend Bürgerstiftungen oder kommunale Gründungen, die weder über Bundes- noch Landesbudgets verfügen und sich dennoch Spitzenstellungen erarbeitet haben. Die Frankfurter Städelschule ist eine schlanke Akademie, in der die Ideen immer mehr galten als die großen Gesten. Die Frankfurter Galerien- und Kunstszene hat sich in den letzen 15 Jahren zu einem nationalen und internationalen Faktor entwickelt.
Frankfurt ist aber auch eine Stadt, in der über Kunst debattiert, diskutiert und gestritten wurde und wird. Dazu tragen zwei deutschlandweite Tageszeitungen bei. 1829 kam es zur Gründung des Frankfurter Kunstvereins, und mit ihm, neben dem kurz zuvor ins Leben gerufenen Städelschen Kunstinstitut, entstand eine Institution, die sich schon im 19. Jahrhundert ebenso privater wie öffentlicher Kunst widmete. Frankfurt hatte auch immer eine ausgeprägte Stifterstruktur. Viele kulturelle Institutionen gehen auf private Initiativen zurück, nicht zuletzt waren dies die großen jüdischen Familien. Frankfurt hat bundesweit die höchste Dichte an privaten Stiftungen.
In der hoch verdichteten Zeit zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg gab es in Frankfurt einen praktischen wie theoretischen Diskurs zur Moderne, der sehr viel politischer und radikaler, aber auch ergebnisorientierter war als an anderen Schauplätzen. Mit dem Stadtbaurat Ernst May entstand hier seit 1925 so etwas wie ein „praktizierendes Bauhaus“ und mit dem 1923 gegründeten Institut für Sozialforschung um Horkheimer und Adorno die entsprechende theoretische Fundierung, die bis in die 68er Bewegung reichte.
Diese Stadt, die sich ihrer eigenen jüdischen Identität – und das heißt auch ihrer kulturellen Identität – während der Nazizeit selbst beraubte, war wie viele deutsche Städte in den ersten zwei Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg mehr mit einer pragmatischen Restauration als mit einer wirklichen Neudefinition befasst. Vor allem die Gärungen der Studentenbewegung haben wirkliche neue Impulse gesetzt. In den frühen siebziger Jahren war die Frankfurter „Experimenta“ ein gattungsübergreifendes Kulturfestival, das u.a. von Josef Beuys mitgeprägt wurde. Das Theater am Turm reüssierte unter Fassbinder; Harry Buckwitz hatte hier zuvor die wichtigste Brecht-Bühne Westdeutschlands etabliert.
Seit den späten achtziger Jahren hat die Frankfurter Kunstszene einschneidende Veränderungen erfahren. Das Neue Ballett des William Forsythe, das Ensemble Moderne und das Künstlerhaus Mousonturm haben neue Perspektiven einer Kultur aufgezeigt, die ihren Gewinn vor allem an den Rändern und in den Überschneidungen gewann. Kasper König hat mit einer reformierten Städelschule und mit dem Portikus, Jean-Christophe Ammann mit einem völlig neuen Museum für Moderne Kunst Horizonterweiterungen herbeigeführt. Zur Kunst im öffentlichen Raum gibt es neue Vorgehensweisen und neue Erfahrungen. Das ehemalige Museum für Kunsthandwerk sucht als MAK Frankfurt eine neue Positionierung zwischen Kunst und Design.
Dabei sind hier auch die so genannten „kleineren“ Institute nicht zu unterschätzen: Das Frankfurter Literaturhaus, das Institut für Neue Medien, der Rat für Formgebung, das Fotoforum oder die zahlreichen OFF-Galerien in und um Frankfurt. Die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die DG Bank verfügen über beachtliche Sammlungen und professionelle Kunstabteilungen. Und sie bilden arbeitende Schnittstellen zwischen Kultur und Wirtschaft.
Die Manifesta 4 wird in Frankfurt auf eine Struktur treffen, die sich gut zur Vernetzung eignet. „Stadt als Material“ ist hier mehr als nur ein Schlagwort, sondern eine potente Möglichkeit. Davon werden nach meiner Auffassung beide profitieren: die Manifesta ebenso wie die Stadt.

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von/by Dr. Hans-Bernhard Nordhoff, Kulturdezernent der Stadt

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