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Narziss und Kritik
Frankfurter Rundschau | 22.01.2002
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++++ Branisalv Dimitrijevic eröffnet die Manifesta-Vortragsreihe
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++++ Mit leichter Verspätung aus dem winterlichen Belgrad kommt Branislav Dimitrijevic gestikulierend in den Vortragsraum der Städelschule; der sympathische Mittdreißiger, Direktor am Centre for Contemporary Art in Belgrad, lässt keine überflüssige Minute weiter verstreichen und beginnt die erste Vortragsreihe zur Manifesta 4. Ohne Berührungsangst wirft das europäische Projekt seine Schatten voraus. Diskussion, künstlersicher Austausch und Experiment können beginnen.
Drei Monate lang wird die „Manifesta 4“, die europäische Biennale zeitgenössischer Kunst, an verschiedenen Schauplätzen in der Stadt sichtbar werden, vom 2. Mai bis 25. August. Und im Zeichen des Prozesshaften dieser Unternehmung steht der offene kommunikative Ansatz im Zentrum.
So ist auch der erste „Manifesta“-Vortrag zu verstehen. Bezeichnend der Beginn mit dem Blick nach Serbien, einem der in jüngster Geschichte arg gebeutelten Landstriche im europäischen Kontext.
Der agile, nachdenkliche und manchmal auch ein wenig zerstreut wirkende Dimitrijević spricht darüber, wie sich gesellschaftliche Bedingungen in Kunst und Kultur fest- und umsetzen, anhand der Lage der Bildenden Kunst im Post-Milosevic-Serbien. Er gibt eine anschauliche, subjektiv gestaltete Skizze der Entwicklung der vergangenen fünfzig Jahre.
Zentrum dieser Betrachtung ist das künstlerische Selbstportrait: Ist es mehr Narzissmus, Eigenliebe oder politisches Statement der Künstler. Oder ist es vielmehr ein paradox wirkender Akt der Selbstzerstörung? Wenn in Jugoslawien kurz nach dem Zweiten Weltkrieg noch das Dogma heißt, Kunst sei zwar kritisch, doch gleichzeitig auch affirmativ zu halten, zeigen Tendenzen in den sechziger Jahren schon die Enttäuschung über die siegreiche „rote Bourgeoisie“. Dem folgten in den Siebzigern die Verzweiflung und die Identitätskrise serbischer Künstler. Doch bei der im vergangenen Jahr kuratierten Ausstellung „Konverzacija“ seien mit der Garde der Künstler der neunziger Jahre deutlich humoreske Züge erkennbar – dabei fehle es nicht an Tiefgang.
Dimitrijevics Beispiele: Milica Tomic erinnert mit einem Selbstportrait als Hochglanzcover an eine verdrängte Massenerhängung in Belgrad durch die Nazis 1941, Michael Milunovic zeigt sich als Präsident hinter rotem Redepult surreal mitten in der Stadt auf einer Autobahnbrücke. Und Phil Collins, ein irischer Fotograf, zeigt Portraitaufnahmen junger Serben, liegend in einem Park mitten in Belgrad. Alle dargestellten Personen sind merkwürdig entrückt, „romantisch, sexy, tödlich, intim, bukolisch“. Oder auch einfach enttäuschte Seelen. Irgendetwas ist da passiert: Ein Ire in Belgrad zeigt eine Jugend in einem Land, das nicht nur aus sichtbaren Ruinen besteht.

Der nächste Vortrag zur Manifesta 4 folgt am 25. Januar, 19 Uhr in der Städelschule, Dürerstraße 10. Informationen auch im Internet unter www.manifesta.de

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von/by Nikolai Tschernow

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