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„Jesus, die Zaungäste und der Durchschnittsbürger“
Frankfurter Rundschau | 16.05.2002
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++++ Die Vorbereitungen zur Kunstbiennale Manifesta 4, inklusive Befreiungsaktion, gehen in die letzte Runde
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++++ Das Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen ist für viele Frankfurter weitgehend unbekanntes Terrain, oder wenigstens ein seit Jahren nicht mehr aufgesuchtes. Mit Adressen wie Kleine Rittergasse, Paradiesplatz oder Klappergass' ist das Quartier eine Ansammlung von urbanen Verkleinerungsformen mit Romantikfaktor - und mit zu viel Plastikweinlaub, zu viel Anton aus Tirol und zu vielen Likörfläschchen, mit denen man vor dem Leeren auf den Tisch hauen muss.
Aber es gibt sie schließlich in der Stadt, die Alt-Sachsenhausen-Klientel, und deshalb wird sie auch Teil der Manifesta 4 sein. Denn die vierte Biennale für zeitgenössische europäische Kunst, deren Standort dieses Mal Frankfurt ist und die am Abend des 24. Mai eröffnet wird, hat urbane Zusammenhänge zum Thema. Die Begegnung von neugierigen Kneipengängern mit der Ausstellung zählt zu den vielen Schnittpunkten zwischen städtischem Gefüge und junger, überwiegend sozio-politisch orientierter Kunst aus ganz Europa.
Sancho Silva ermöglicht mit seiner Installation Nicht-Berechtigten, also Leuten ohne Manifesta-Ticket, einen Blick in den Frankensteiner Hof zu werfen.
Da das ehemalige städtische Amt, in dem augenblicklich noch Leitern und Farbeimer in den Gängen stehen, noch nie zuvor bespielt wurde, ist eine gewisse Grund-Neugier unter den ortskundigen Passanten schon mal garantiert. Doch der Bunker, den sie dafür betreten, bringt sie in die überdeutliche Lage des ungebetenen Zaungastes. Eine Inszenierung, die sich auf den ganz großen politischen Rahmen und die kleinste private Einheit übertragen lässt - auch auf die Ausstellungspolitik selbst.
Die nimmt auch Sal Randolph mit ihrer umstrittenen Aktion "Free Manifesta" ins Visier. Die Amerikanerin ersteigerte ihre Teilnahme beim Internetauktionär eBay, wo der Schweizer Christoph Büchel seine Rechte als Aussteller an den Meistbietenden verkaufte. Mehr als 17 000 Euro war es Randolph wert, unter dem Nimbus einer - wenngleich von der Manifesta-Organisation zu hundert Prozent abgesicherten - Befreiungsaktion wahllos Künstler zum Mitmachen aufzufordern.
Viele der Manifesta-Teilnehmer befassen sich in ihren Arbeiten mit dem Thema Manifesta selbst. So visualisiert Ioan Godeanu, der unter dem Namen "The Construction & Deconstruction Institute" auftritt, den Umstand, dass er seiner Kunst wegen von Rumänien nach Frankfurt katapultiert wurde, mit einem Container, der wie abgeworfen während der drei Monate dauernden Ausstellung vor der Schirn stehen wird.
Für viele der rund 80 teilnehmenden Künstler und Gruppen ist es die erste Ausstellung überhaupt. Sie in einem so frühen Stadium ihrer Entwicklung auszustellen, veranlasste die drei Kuratorinnen der Manifesta, auf ein übergeordnetes Thema zu verzichten und ihnen alle inhaltlichen Freiheiten zu lassen. Dennoch haben die meisten Arbeiten einen Bezug zu gesellschaftlichen Themen, die teils sowohl für Frankfurt spezifisch sind als auch in aller Welt Gültigkeit haben.
Die Ausstellungsflächen sind alle vergeben, die meisten Künstler schon beim Aufbau. Einige seit Wochen. Die Isländerin Anna Gudmundsdottir arbeitet derzeit in einer Art Elfenbeinturm. Sie hat die runde Galerie im Neubau des Städels hautfarben gestrichen und bemalt die Wände mit Illustrationen aus alten medizinischen Büchern, Gebrauchsanweisungen und anderen Publikationen mit nicht-künstlerischen Grafiken. Jesus mit Besen zum Beispiel, oder eine Frau auf dem Gynäkologenstuhl mit einem Elektrokabel zwischen den Beinen verflechten sich mit assoziationsreichen Textfragmenten zu vielschichtigen Bildwelten.
Neben den Ausstellungsräumen im Frankensteiner Hof findet die Manifesta im Portikus, im Städel, dem Frankfurter Kunstverein und an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum statt. Der Diskurs mit den Stadtbewohnern, nicht nur mit den bis zu 100 000 erwarteten Kunstinteressierten Gästen, ist ausdrücklich erwünscht.
Was der Normalbürger davon hält, kann sicher Måns Wrange beantworten. Der schwedische Künstler hat nämlich aufgrund zahlreicher gesammelter statistischer Werte das Profil eines Durchschnittsbürgers erstellt, und tatsächlich jemanden gefunden, auf den alle ermittelten Werte zutreffen.
Die Kunstbiennale Manifesta beginnt am 24. Mai um 20 Uhr auf dem Römerberg mit einer großen Eröffnung und dauert bis 25. August.

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von/by Silke Hohmann
www.fr-aktuell.de

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