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Nomaden am Main
Kunstzeitung | Mai 2002
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++++ Die 4. Manifesta schlägt Ihre Zelte am Main auf
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++++ Die Manifesta macht mobil. Monate schon, bevor sich die Wanderbiennale- heuer von einem Damentrio verantwortet – zum vierten Mal einen Sommer lang in einer Metropole niederlässt, bewegt sie die Menschen. Bereits seit Januar werden Neugierige auf das 1,8 Millonen Euro kostende Großereignis eingestimmt. Die europäische Biennale zeitgenössischer Kunst, wie sich das Unternehmen vollmundig nennt, manifestiert sich seitdem in Vorträgen. Vorwiegend in englischer Sprache wegen der an wichtigen europäischen Kunstzentren verankerten Referenten. Unter den Cheerleadern für das Ereignis sind Franck Larcade vom Consonni Centre for Contemporary Art in Bilbao, Joao Fernandes vom Serralves Museum of Contemoprary Art im portugisieschen Porto oder Katy Deepwell von der n.paradoxa, ihrer in London erscheinenden feministischen Kunstzeitschrift.
Dank freundlicher Kooperation mit der Frankfurter Städelschule finden die Vorträge dort statt. Gefragt wird an solchen Abenden etwa danach, wie weit die „Räume der Kunst für politische Gegenstrategien offen“ sind. Oder ob Künstlerinnen ein Potenzial haben, „mit ihrer Arbeit auf die gegenwärtigen Probleme von Migration, Globalisierung, Armut und Disneysierung emanzipativ zu verweisen“. Versiert plaudern da die Damen und Herrn aus ihren Näkästchen. Dass dabei die anscheinend immer nur vorrübergehend abgehakt geglaubte feministische Programmatik ein Schwerpunkthema ist, mag zusammenhängen mit dem Geschlecht Manifesta-Macherinnen. Es sind Iara Boubnova aus Sofia, die Spanierin Nuria Enguita Mayo und Stéphanie Moisdon Trembley aus Paris. Ein bisschen wundern darf man sich über den Italiener Gianni Romano, Initiator der ersten italienischen Website für Kunst, der im Mai spricht und ankündigt, aus der Diaspora zu kommen: aus „einem Land, welches nicht über Mussen zeitgenössischer Kunst verfügt“. – Herr Romano mit Verlaub, in welchem Land leben Sie wirklich?

Soweit das beredete Vorspiel. Zur Sache geht es am 25. Mai. In Frankfurt am Main schlägt die Manifesta, deren Kuratoren und Inhalte seit der Premiere 1996 in Rotterdam konsequent wechseln, diesmal ihre Zelte auf. Gleichbleibend sind die Organisationsform sowie die Schwierigkeiten der Verantwortlichen, im Vorfeld Klartext zu sprechen.
Zeitlich schmiegt sich der Kunst-Event eng an die wenigen später beginnende documenta und wird zugleich von der Art Frankfurt (Vorbericht auf Seite 24) dermaßen gehätschelt, dass der Messetermin wegen der Möglichkeiten, gemeinsam mit der Manifesta 4 nach Frankfurt zu bitten, nach hinten verlegt wurde.
Beste Aussichten also fürs Kunstvolk in Frankfurt. Doch was bekommt es zu sehen? Mehr als 50 Künstlerinnen und Künstler aus 30 Ländern Europas zeigen bis zum 25. August ihre Werke in Ausstellungsräumen und an öffentlichen Orten, hört man. „Manifesta 4 soll sich als Projekt möglichst ohne einen thematischen Rahmen entfalten“, erklären die Kuratorinnen. Sie verraten, dass „wir versucht haben, auf unseren Reisen so viele Kontakte wie möglich herzustellen, Kontakte zu Menschen in unterschiedlichen Kontexten und Situationen“. Und so sollen sich die Kontakte auszahlen: „ Das Projekt wird rhizomatische Strukturen enfalten, die ein Projekt mit einem anderen, eine Gruppe mit einer anderen und beide wiederum mit dem physischen Ort verbinden können.“

Klingt soweit nach zeitgemäßem Netzwerkdenken und künstlerisch korrekt. Was aber meint bloß die Struktur, „die in jenem flüchtigen Augenblick angesiedelt ist, in dem eine bestimmte Praxis sich selbst von einem Territorium zu einem anderen bewegt? Groß rauskommen soll jedenfalls die Gastgeberin: „ Wer die Manifesta 4 besucht, wird die urbane Vielfalt Frankfurts und kulturelle und andere Aktivitäten dieser Stadt auf verschiedensten Ebenen erleben“, verspricht das Kuratorenteam.

Die Künstler sind meist unter 40, Deutschland Vertreten die Kasslerin Pia Greschner, die Wiesbadenerin Jeanne Faust und die 1998 gegründete Frankfurter Gruppe „finger“, Nina Fischer & Maroan el Sani, die aus Emden und Duisburg stammen, die Freiburgerin Andrea Geyer, die Hamburgerin Vanessa Joan Müller sowie die ebenfalls dort ansässige Gruppe „wemgehörtdiestadt“ und „rraum-rraum02-ideoplast“ aus Frankfurt.

Die ambitionierte Veranstaltung, die umherzieht, um multiple Wahrnehmungsmöglichkeiten zu schaffen, und an ihren jeweiligen Stationen Flexibilität demonstriert, versucht das Verhältnis von Kunst, Kultur und Politik zu hinterfragen. Das kann nichts Schlechtes sein. Warten wir also, positiv gestimmt, ab, wie die Manifesta am Main Wurzeln schlägt. Franck Larcade wird Recht haben: „Das einzig gültige Feld für kritische Aktion ist die Wirklichkeit selbst.“

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von/by Dorothee Baer-Bogenschütz

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