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Künstler-Porträts (4): Alban Hajdinaj
Frankfurter Rundschau | 31.05.2002
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++++ Wo Alban Hajdinaj her kommt, ist Glamour und Reichtum für die meisten Menschen ziemlich weit weg. Der Künstler aus Tirana, Albanien, setzt sich in seiner Arbeit mit den kulturellen und ethischen Voraussetzungen dort anhand von Alltagsobjekten auseinander. Dabei wählte er für seinen Beitrag zur Manifesta eine ganz spezielle Insignie des Wohlstands: die repräsentative Schüssel. Er hat sie als aristokratische Zierobjekte nachgebaut, mit Füßchen, Henkeln und reichlich Dekor.
Denn so oder so ähnlich stehen oder standen sie in den Präsentier-Vitrinen der Herrscherhäuser: vor lauter wertvoller Ornamentik nahezu unbenutzbar, nur mit weißen Handschuhen anzufassen, und den letzten Löffel Suppe kriegt man aus den opulent gewölbten Dingern auch nie raus. Dabei ist Hajdinajs Version des Luxusgeschirrs eine ironische Farce, denn seine vermeintlich wertvollen Objekte sind aus billigen Haushaltswaren und Nippes zusammen gesetzt. Drei kleine Gummipuppen im Setzkasten-Format tragen eine Suppenschale made in China auf den Köpfen, die flankiert wird von geradezu netzhautzerstörend grellen Stoffblüten vom Ramschmarkt. Eine Gipsballerina mit Spitzenröckchen balanciert einen Teller mit floralem Printmuster auf Händen, allerhand Figurinen von ausgemacht kitschiger Gestalt tun es ihr mit anderem wertlosen Geschirr nach, und auch sonst liegen auf dem schäbigen Tisch, auf dem Alban Hajdinaj das Ensemble präsentiert, Abscheulichkeit und Glanz dicht beieinander. Dabei führt der 28-jährige Künstler die Bedürfnisse der Menschen nach großen Gesten trotz eines kleinen Budgets nicht vor. Über die romantische Sehnsucht nach aristokratischen Elementen im Alltag macht er sich mit seinen Objekten nicht einfach nur lustig, sondern präsentiert sie auch als Symbol für gesellschaftliche Bedingungen. Das Schüssel-Arrangement wird in seinem Ausstellungsraum im Frankensteiner Hof ergänzt durch ein trauriges Triptychon: In drei Schritten stellt er den Niedergang eines Porzellan-Pärchens (Modell Hirtenjunge und keusche Magd) dar. Die beiden stehen ungünstiger Weise auf einer Landstraße, und von fern naht ein Lastwagen. Im letzten der drei Gemälde füllt dessen dunkler Kühlergrill das Bild schon fast ganz aus, unverändert bleibt jedoch der innig schmachtende Blick der beiden, als blieben sie dem bisschen nahender Zerstörung gegenüber angesichts ihrer ganzen großen Liebe vollkommen unbeeindruckt. hoh
Frankensteiner Hof, Große Rittergasse 103.

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