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Künstler-Porträts (13): Pierre Bismuth
Frankfurter Rundschau | 11.06.2002
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++++ Das Dschungelbuch. Nein, nicht von Rudyard Kipling, sondern die Verfilmung von Walt Disney. Mit ihm vor Augen und in den Ohren sind Generationen von uns aufgewachsen - zumindest in der westlichen Welt. Wir kennen sie also, Bagheera, Mogli, Kaa und Baloo, ihren Charakter, ihre Launen und ihre Vorlieben. Und "Probier's mal mit Gemütlichkeit" können wir fehlerfrei mitsingen.
Der Franzose Pierre Bismuth baut mit "The Jungle Book Project" einen hübschen kleinen Turm zu Babel inmitten unseres immer wieder ausgerufenen Zeitalters der Globalisierung, indem er die verschiedenen Synchronfassungen des Disney-Filmes kombiniert und jeder Figur eine andere Sprache zuordnet. Der erste Eindruck ist der von Fremdheit, da man nicht immer in der Lage ist, die einzelnen Sprachen zu erkennen. Oder können Sie japanisch als solches ausmachen und von koreanisch unterscheiden - oder finnisch von norwegisch, arabisch von hebräisch und tschechisch von polnisch ? Manches allerdings ist leicht zu entschlüsseln. So wirkt Moglis "Hola" besonders schwungvoll und Kaas Bitte um Vertrauen und Glauben italienisch charmant, vermittelt sich Shirkahns Verschlagenheit perfekt im arroganten Klang des Eton-Englisch. Etwas absurd mutet dagegen der französisch-deutsche Dialog zweier Elefantenkühe an oder das schwedisch-portugiesisch-norwegisch-niederländische Durcheinander der Geierunterhaltung - zu unterschiedlich ist der Sprachklang.
An der Seitenwand geben durchgepauste Bleistiftporträts der Filmfiguren Hilfestellung bei der Identifizierung der Sprachen. Aber irgendwann spielt es keine Rolle mehr, ob sich Baloo und seine Freunde in hebräisch, griechisch oder tschechisch unterhalten. Wenn es sie nicht stört, warum sollte es uns ? Denn bei allem Sprachgewimmel - die Handlung bleibt als solche nachvollziehbar. Die kollektiv abrufbare Geschichte erweist sich als großer Gleichmacher über alle Landesgrenzen hinweg.
Pierre Bismuth (geboren 1963) interessiert sich für solche Phänomene. Immer wieder kreist seine Arbeit um die Gültigkeit von Kategorien wie fremd und vertraut, um deren Auswirkung auf unsere Wahrnehmung. Damit hat er sich in Ausstellungen wie in der Baseler Kunsthalle, im Sprengel Museum Hannover oder auf der letzten Biennale in Venedig einen Namen gemacht. In seiner Selbstbeschreibung legt Bismuth allerdings Wert auf einen ganz anderen Aspekt: "Pierre Bismuth ist ein Künstler, den seine Freunde für einen guten Koch halten."
Frankfurter Kunstverein, bis 25. August jdv

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