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Künstler-Porträts (21): Luchezar Boyadjiev
Frankfurter Rundschau | 21.06.2002
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++++ Früher bekamen Künstler Geld dafür, dass sie Leute porträtierten. Aber was hat das schon mit zeitgenössischer Kunst zu tun, die sich nicht zuletzt zur Aufgabe gemacht hat, althergebrachte Strukturen zu hinterfragen. Der 1957 in Sofia geborene Luchezar Boyadjiev drehte also den Spieß um und bezahlte seine Porträt-Kandidaten, die sich für sein Videoprojekt anlässlich seiner Manifesta-Teilnahme zur Verfügung stellten. Er suchte sie per Zeitungsanzeige in der Frankfurter Rundschau und der Bild-Zeitung, denn davon versprach er sich einen repräsentativen Durchschnitt durch die Bevölkerung dieser Stadt.
Mit publikumswirksamen Maßnahmen trat der bulgarische Konzeptkünstler an die Öffentlichkeit: "Ich bezahle Sie dafür, ein Porträt von Ihnen zu machen. Sie lassen mich nur wissen, über was Sie mit mir reden wollen und posieren eine halbe Stunde für mich. Limitiertes Angebot! 20 Kandidaten haben die Chance, ihre Porträts in einer Kunstausstellung wieder zu finden und dort auch von all ihren Freunden und Nachbarn gesehen zu werden!"
Für 100 Euro auf die Hand stellten sich also Modelle Verfügung und trafen sich mit Luchezar Boyadjiev, der bereits im Migros Museum in Zürich und im Hamburger Bahnhof in Berlin ausgestellt hat, vor der Kamera. Wobei sich die Frage stellt, wer hier wem einen Dienst erwies: Der Künstler den Kandidaten als Geldgeber, oder die Teilnehmer als notwendige Darsteller im Projekt des Künstlers.
Mit seinem Konzept drehte der Künstler eine weitere gängige Methode des Ausstellens um: Während viele Manifesta-Künstler sich selbst im Stadtraum verorteten oder sich in ihrer Arbeit mit ihrer eigenen Situation in der fremden Stadt auseinander setzten, holt Luchezar Boyadjiev statt dessen die Stadt in die Ausstellung.
Dabei überließ Boyadjiev seinen Gästen im Prinzip selbst, über was sie mit ihm reden wollten. Einige äußern sich zum Beispiel darüber, was sie mit dem so verdienten Geld vorhaben. Nun sind die medial aufgeklärten, talkshow-gestählten Mitmenschen aber nicht immer ganz so schillernd, halten es nichts desto trotz aber für mitteilenswert, was sie so bewegt oder eben auch nicht bewegt. Eine richtig interessante Sozialstudie ist die Arbeit von Boyadjiev leider nicht geworden. Aber eine ziemlich zutreffende. hoh
Frankensteiner Hof, Große Rittergasse 103.

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von/by

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