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Künstlerporträts (31): Gianni Motti
Frankfurter Rundschau | 03.07.2002
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++++ Sie ist leicht zu übersehen, die winzige Hütte, die da auf der Maininsel thront. Kein Hinweisschild macht auf sie aufmerksam. Und das Gaststättenboot des Wassersportvereins verdeckt sie auch noch halb. Ganz zu schweigen davon, dass man die Insel nicht betreten darf, weil sie ein Naturschutzgebiet ist, und so zwangsläufig auf Distanz gehalten wird.
Dabei ist sie eigentlich ganz schön, die Vorstellung, sich neben die Hütte unter die mächtigen Bäume zu setzen und die Beine in den Main baumeln zu lassen. Oder sich bei zu großer Hitze ins wahrscheinlich kühle Innere zurückzuziehen, um bei offener Tür die Schwäne zu beobachten.
Aber so idyllisch der weiße Betonkasten mit der türkisfarbenen Tür und dem gleichfarbigen Fenster im ersten Moment auch wirken mag, irgend etwas stimmt nicht. Fenster- und Türöffnungen sind nicht nur verschlossen, sie sind zusätzlich durch rostige Gitter gesichert. Wer dort drinnen ist, kommt nicht mehr raus. Und hat auch wenig Gelegenheit, die Aussicht zu genießen.
Was der italienische Künstler Gianni Motti, Jahrgang 1958, hier auf die Maininsel gesetzt hat, ist der originalgetreue Nachbau der Gefängniszelle, in der Kurdenführer Abdullah Öcalan in der Türkei festgehalten wird. 13 Quadratmeter inklusive Waschgelegenheit und Toilette, Isolationshaft als einziger Insasse auf der Gefängnisinsel Imrali, eine Verurteilung zur Todesstrafe, die ein Heer von Anwälten aufzuheben versucht - so sieht Öcalans gegenwärtige Situation aus.
1998 war der PKK-Führer bei dem Versuch aufgegriffen worden, illegal nach Italien einzureisen. Dort hatten sich die Behörden auf internationalen Druck hin geweigert, ihn an die Türkei auszuliefern. Im Februar 1999 wurde er dennoch in der Türkei inhaftiert - immer wieder ist in diesem Zusammenhang von einer Entführung durch den türkischen Geheimdienst die Rede. Nun mischt sich Italien wieder in das Geschehen ein - in der Person des Künstlers Gianni Motti.
Manifesta-Kuratorin Stéphanie Moisdon Trembley schreibt im Kurzführer, Motti gebe Öcalan "ein Stück seiner Landschaft und seiner Menschenwürde zurück". Das ist denn doch ein bisschen stark. Aber Motti schafft ein unaufdringliches und vielleicht gerade deshalb eindrückliches Mahnmal. Es ruft nicht nur den Kurdenführer und die unmenschlichen Bedingungen seiner Haft ins Gedächtnis, sondern es stellt allgemein Fragen nach Menschenrechten und nach menschlicher Würde. Und das ist doch schon sehr viel.
Maininsel, bis 25. August jdv

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