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Künstlerporträts (36): Halil Altindere
Frankfurter Rundschau | 09.07.2002
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++++ Zu welcher Kategorie zählen Sie sich? Sind Sie im Urlaub konsequenter Handyausschalter oder gehören Sie zu den notorischen Abhörern, Telefonierern und SMS-Verschickern - auch oder gerade, wenn Sie Ihr tägliches Umfeld verlassen haben? Und wie ist es nach der Flugzeuglandung? Schalten Sie das Handy schnellstmöglich wieder an oder bleibt es aus, bis Kopf und Bewusstsein ebenfalls angekommen sind?
Halil Altindere interessiert sich für erstere Spezies. Er hat Menschen gefilmt, die nach der Landung den Bereich der Gepäckausgabe verlassen, schneidet die Aufnahmen kommentarlos hintereinander und präsentiert sie im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens. Wir sehen Urlauber und Geschäftsreisende. Einzelne, Paare und Kleinfamilien. Lässig im Freizeitlook, korrekt im Businessdress. Gemeinsam ist ihnen das Handy am Ohr und der gesenkte Kopf, mit dem sie sich nicht auf ihre unmittelbare Umgebung, sondern auf den Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung konzentrieren. Haben die wirklich alle Wichtiges zu sagen? Oder sind sie nur dem Zwang unterworfen, noch nichtigste Informationen auszutauschen, immer und jederzeit? Oder dem, sich der eigenen Vernetztheit zu vergewissern?
Angesichts früherer Arbeiten von Altindere überrascht sein Beitrag für die Manifesta. Als der 1971 geborene Sohn kurdischer Eltern noch ein Kind war, vertrieb das türkische Militär ihn samt Familie aus dem Heimatdorf. Staatliche Willkür ist bis heute das wichtigste Thema seines Schaffens - so konsequent, dass er mehrmals zu Gefängnisstrafen verurteilt wurde. Subversiv und ironisch verfremdet er Hoheitsinsignien, indem er etwa Geldscheine und Briefmarken mit den Bildern von Staatsheroen ebenso wie mit denen spurlos verschwundener politischer Gefangener versieht und das "Willkommen im Land der Verlorengegangenen" nennt.
So politisch ist sein Manifesta-Beitrag nicht. Aber er zeichnet ein treffendes Bild von einem Phänomen unserer Zeit: unserem zunehmendem Unvermögen, zwischen Information und Banalem zu unterscheiden und sich dem ständigen Zugriff anderer zu entziehen. jdv
Flughafen, Terminal 1, Halle A, Ausgang A1

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