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Künstler-Porträts (37): Davide Grassi
Frankfurter Rundschau | 10.07.2002
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++++ Stellen wir uns mal vor, Probleme wären eine Währung, und wer am meisten davon hat, wäre reich. Ein einfaches Gedankenspiel, das besonders aussichtsreich klingt, wenn man dem Aphorismus von G. K. Chesterton glaubt: "Ein Problem ist eine falsch eingeschätzte Chance." So sehen es auch Davide Grassi und sein Compagnon Igor Stromajer, die das Internetportal www.problemarket.com gegründet haben. Sie verstehen sich als Experten auf dem Problem-Markt und bieten ein Forum, um den Handel mit Problemen aller Art abzuwickeln.
Mit Börsenkursen, entsprechenden Grafiken und einer bewusst angewandten Ästhetik der Nachrichtensender wie CNN geht Davide Grassi als Teilnehmer des Videoprogramms der Manifesta 4 zur Präsentation seiner Idee vor. "Wir glauben, dass Probleme das Leben erst interessant machen," sagt der "President of the Management Board von Problemarket". "Wenn jemand mit einem Problem konfrontiert ist, muss er seine Energien bündeln, um sich der Sache zu stellen und sie möglicherweise zu lösen."
Probleme sind für Grassi nichts anderes als ein Katalysator für Energie und haben daher einen hohen Wert. Wert wiederum schreit nach Handel, und dafür bietet Grassi die Plattform. Wer nun auf kollektiven Seelenstrip spekuliert oder Debatten zu fehlgeschlagenen Diäten oder Eifersucht erwartet, wird enttäuscht. Lediglich die grobe inhaltliche Ausrichtung der teilnehmenden Firmen ist angezeigt. Alkohol und andere Narkotika werden zusammen gefasst, Liebe und Sex auch, wogegen das Spezialgebiet Ehefrau im Sektor "Familiäre Probleme" zu finden ist.
Problemarket ist keine virtuelle Heulsusen-Talkshow, sondern ein Forum für aktive Jungdynamiker wie Grassi, der sich mit seinem Sozius stets mit Krawatte und Anzug ablichten lässt. Die Video-Präsentation seiner Problem-Geschäftsidee bringt indessen allerhand zusammen: Osama bin Laden und George W. Bush zum Beispiel, oder auch Ariel Sharon, Problemverursacher und Problemlöser, kollektiv abgespeicherte Vor-Bilder für Krieg, Macht und, natürlich, Probleme. Dass sich all das visuell nicht wirklich transportieren lässt, liegt auch daran, dass die künstlerische Umsetzung der Idee formal nicht recht fassbar wird. Problemarket erinnert an die Zeit, als der Nasdaq plötzlich als Element der Tagesschau plötzlich wichtiger wurde als die Wettervorhersage. Grassi liefert keine anschaulichen Beispiele, sondern schafft nur eine undurchsichtige, gewiss funktionierende, aber leider nicht auf ihre Funktionsfähigkeit überprüfbare Oberfläche, die einem eigenen Code aus Formen, Farben und Bedeutung besteht. Damit gleicht er sich bis ins Detail den wirklichen Wirtschaftsnachrichten konsequent an. hoh
Städel. Holbeinstraße 1, bis 25. August

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