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Künstler-Porträts (42): Fernando Bryce
Frankfurter Rundschau | 16.07.2002
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++++ Woraus setzt sich das Bild zusammen, das man von einem Land hat, von dem man nur das weiß, was man aus zweiter Hand vermittelt bekommt? Inwiefern ist das, was sich über Zeitungen, Nachrichten, Tourismusbroschüren oder Werbung transportiert, unterschiedlich gefärbt? Ergibt sich in der Zusammenstellung der verschiedenen Bereiche vielleicht so etwas wie ein gültiger Gesamteindruck?
Diesen Fragen nähert sich Fernando Bryce, geboren 1965 in Lima, in Zusammenhang mit seinem Heimatland Peru. Sein Atlas Peru besteht aus einer Vielzahl von Zeichnungen, die er in Zweier-, Dreier- und Fünferreihen auf den Wänden des Frankfurter Kunstvereins präsentiert. Thema ist die Geschichte des Landes von 1932 bis 2001, dargestellt anhand von gefundenen Motiven aus Werbung, Zeitungen, Tourismusbroschüren oder Politik, die Bryce mit schwarzer Tusche blockhaft abzeichnet. Da stehen heroisch wiedergegebene Militärs und Politiker neben Tankstellenschildern von Shell oder Esso, Bilder von Ausgrabungen neben modernen Siedlungen, Autobahnbrücken oder Interieurs, Grafiken von Zinkvorkommen neben Landschaften und idyllischen Hotels, politische Pamphlete neben aufgebahrten Leichen, Werbung für Schuhe, Elektroherde und Mc Donald's neben Genreszenen mit Indios, Wissenschaftler bei der Arbeit neben idealisierten Bauern- und Arbeiterdarstellungen. Bryce nimmt, was er findet und setzt es lapidar nebeneinander. Auf diese Weise schwächt er die ursprüngliche, von Interessen bestimmte Aussage der einzelnen Blätter ab und macht sie zu Einzelfacetten eines großen Ganzen.
Sein archivarisches Vorgehen kommt dabei nicht von ungefähr: vier Jahre hat er bei Christian Boltanski in Paris studiert, einem der bekanntesten Spurensucher und Archivare der Gegenwartskunst. Die Manifesta-Kuratorinnen nehmen diesen Faden auf, wenn sie den Atlas Peru in dem Raum präsentieren, der auch das Manifesta-Archiv beherbergt. Ob den letztlich zurückhaltenden Zeichnungen ein weniger voll gestellter Ort nicht besser bekommen wäre, sei einmal dahingestellt.
Fernando Bryce lebt heute in Lima und, nach einem Stipendienaufenthalt, Berlin. Die meisten seiner Zeichnungen sind in der deutschen Hauptstadt entstanden, fern des Landes, das sie darzustellen versuchen. Distanz - nach der Auffassung von Bryce offensichtlich ein sinnvoller Weg der Annäherung.
Frankfurter Kunstverein, bis 25. August. jdv

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