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Künstlerporträts (48): Jeanne Faust
Frankfurter Rundschau | 23.07.2002
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++++ Sympathisch ist er nicht, dieser Aufschneider, der da in Jeanne Fausts Video im Städel seine Geschichte erzählt. Eine Geschichte vom ultimativen Aufriss, den er unter dem Vorwand, die Auserwählte fotografieren zu wollen, beginnt und der im Hotel endet. In Positur wirft er sich, leckt sich wichtigtuerisch die Lippen und erzählt zwei Versionen: Dem schweigsamen Kollegen die "Tolle-Hengst-Story", der interessierten Bedienung gibt er den Sensiblen, Einfühlsamen. Im Grunde dient die Erzählung dazu, seinem Gegenüber ein bestimmtes Bild von sich zu vermitteln. Um den Inhalt jedenfalls geht es nicht. Nicht wirklich.
Auch die Hamburgerin Jeanne Faust (geboren 1968) tut so, als erzähle sie in ihren Filmen Geschichten. Dabei macht sie das gar nicht. Weder in Rodeo im Städel, noch in My Private Satellite, der Arbeit, die sie im Kunstverein zeigt. Dort hat sie die Bewohner einer Neubausiedlung bei Hamburg beobachtet, die in den vergangenen zwei Jahren aus dem Boden gestampft wurde. Auf der Grundlage ihrer Aufzeichnungen entwickelte sie ein Drehbuch, das sie für den Film durch Laien nachspielen ließ.
Unterschiedliche Figuren irren durch die Wohnsiedlung, verschwinden aus dem Bild, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Die Kamera verfolgt eine Person, um sich in dem Moment, in dem eine andere vorbeikommt, dieser zuzuwenden. Man kennt diesen Kniff aus dem Kino, etwa aus Robert Altmans Short Cuts. Und wir sind gewohnt, dass er eine neue Handlung einleitet. Doch bei Faust führt er ins Leere. Immer wieder lassen sich narrative Ansätze erkennen - die sämtlich im Sande verlaufen und sorgfältig dekonstruiert werden.
Faust ist eine gekonnte Erzählerin von Nicht-Geschichten. Keine ihrer Episoden lassen sich zu einem Strang vervollständigen. Was wir sehen, sind Randfiguren in einer Randbesiedlung bei Randhandlungen. Selbst das Autoknacken hat etwas unspektakulär Lapidares.
Was wir spüren, ist unser Bedürfnis nach Information und Wissen. Und die Enttäuschung, gar Frustration, wenn keines davon befriedigt wird. So bleibt dem Schlussdialog von Rodeo eigentlich nichts hinzuzufügen: "Do you know the story?" - "No." - "Okay."
Videos von Jeanne Faust im Frankfurter Kunstverein und Städelschen Kunstinstitut, bis 25. August. jdv

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von/by

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