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Künstlerporträts (52): Artur Zmijewski
Frankfurter Rundschau | 27.07.2002
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++++ Eigentlich sehen die jungen Leute mit den schwarzen Roben gar nicht so aus, als wollten sie sich lustig machen. Im Grunde scheinen sie sogar ziemlich festlich gestimmt zu sein in der Apsis dieser prächtigen polnischen Kirche, in der sie sich versammelt haben. Allein die Geräusche, die sie machen, sind äußerst merkwürdig. Sie klingen manchmal spöttisch, manchmal albern, manchmal wie von einem kleinen Kind. Das unstrukturierte Durcheinander von Stimmen hat eine störende Eindringlichkeit, an der die Jugendlichen selbst aber keinen Anstoß nehmen. Im Gegenteil, ihre Gesichter sind ernst, ein bisschen feierlich, und sie strengen sich sichtlich an bei dem, was sie tun: in einer Gruppe zusammen stehen und Laute machen. Beziehungsweise singen, so wie man es eben kann, wenn man nichts hört.
Artur Zmijewski hat einen Chor gehörloser Jungen und Mädchen gefilmt, die ein Fragment des Kyrie aus der Polnischen Messe von Jan Maklakiewicz singen. Die Worte sind entstellt, nichts ist synchron. Trotzdem entsteht Musik, ein Übereinanderlegen von unterschiedlichsten akustischen Reizen, die wenig miteinander gemeinsam haben, aber doch ein und dasselbe Ziel verfolgen. Dieses allerdings befindet sich außerhalb des Hörbaren.
"An diesem heiligen Ort erhebt sich unser Stimme zu Dir und erhebt wie die Welle der Flut aus tiefer See. Oh Christus, erhöre uns! Oh Christus, höre uns zu", singen sie, und dabei wissen manche von ihnen nicht einmal, was Töne überhaupt sind. Artur Zmijewski wurde 1966 in Warschau geboren, wo er heute auch lebt und arbeitet. Sein Film ist ein einfaches und ergreifendes Dokument über Wahrnehmung.
Am Anfang steht die Verstörung über diese sich der Kirche gegenüber scheinbar respektlos verhaltenden Chormitglieder und ihre seltsamen Laute. Diese Einschätzung schlägt ins Gegenteil um, wenn deutlich wird, mit welcher Hingabe und Überzeugung hier etwas Unmögliches versucht wird. Gleichzeitig stellt sich die Frage, inwieweit die Mitglieder des Chors das selbst so sehen. Das Ergebnis eines Gehörlosenchors kann für die Sänger durchaus sehr zufriedenstellend sein. Die Erkenntnis über das Unperfekte ihres Handelns entzieht sich ihrer Wahrnehmung schließlich völlig.
Städelsches Kunstinstitut, Holbeinstraße 1, bis 25. August. hoh

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