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Künstlerporträts (55) Lyudmila Gorlova
Frankfurter Rundschau | 31.07.2002
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++++ Egal, wie aufgeklärt eine Gesellschaft daher kommt, wie viele Theorien über die Halbwertzeit von Beziehungen aufgestellt, wie viele Bücher über die mangelhafte Kompatibilität von Mann und Frau geschrieben werden - man heiratet. Selbst Menschen, die bewusst auf der Suche sind nach einem anderen, einem antibürgerlichen Beziehungsmodell, treten schon mal die Tränen in die Augen bei dem Gedanken an den scheinbar größten vorstellbaren Liebesbeweis. Die Sehnsucht, Halt in einem anderen Menschen zu suchen und ihn sich vertraglich bestätigen zu lassen, ist offensichtlich unausrottbar.
Das Video Happy End von Lyudmila Gorlova (geboren 1968) zeigt Hochzeitsgesellschaften in Moskau. Bräute werden auf den Armen ihres Angetrauten einen schmalen Weg hinauf und - nach Beendigung der Feier - wieder hinab getragen. Freunde und glückliches Paar haben sich fein gemacht und tanzen verkrampft lustig zur scheppernden Musik einer Blaskapelle: Yesterday scheint im Trend sowie allerlei volkstümliche Klänge. Unter großem Gejohle der Umstehenden küssen sich die Brautleute - wobei die Palette vom gehauchten Bussi mit keusch niedergeschlagenen Augen bis zur leidenschaftlichen Mandelmassage reicht.
Soweit alles normal also. Irritierend allerdings ist der Ort der Party - eine Art trister Straßenkreuzung: grau, mit viel Verkehr drum herum und alles andere als romantisch. Und die Tatsache, dass dort mehrere Hochzeitsgesellschaften parallel stattfinden, ohne sich zu vermischen.
Das Geschehen hat etwas von Fließbandabfertigung, weniger vom "schönsten Tag im Leben zweier Liebender". Mancher Bräutigam macht ein erschrockenes Gesicht, als sei er in etwas hinein geraten, das ihm jetzt über den Kopf gewachsen ist. Die Bräute dagegen wirken ziemlich entschlossen, wie sie da ihre weiten Röcke raffen und trotzig den Schleier nach hinten werfen. Schön sind fast alle. Und rührend jung.
Gorlovas Video dokumentiert einen Ausbruchsversuch. Den Versuch, sich inmitten wirtschaftlich und sozial schwieriger Zeiten eine kleine Oase von Glück und Ausgelassenheit zu schaffen. Doch die Wirklichkeit zeigt sich in der Brutalität des Ambientes, in den billigen Kleidern der zurecht gemachten Frauen, der schiefen Blasmusik der Vier-Mann-Kapelle und in der Verkrampftheit, mit der sich die Beteiligten um Lockerheit bemühen. Am Ende bleibt nichts, als dem Paar, das sich auf den Weg in ein gemeinsames Leben macht, viel Glück zu wünschen. jdv
Videoprogramm 3 im Städelschen Kunstintitut, Holbeinstraße 1, bis 25. August

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