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Manifesta fragt...Nuria Enguita Mayo
April 2001
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_Welche Rolle spielt die Manifesta in Ihren Augen?
Meiner Ansicht nach besitzt die Manifesta zwei grundlegende Eigenschaften, die sie von anderen, in Europa stattfindenden Kulturveranstaltungen unterscheidet und die stets bei der konzeptionellen Bestimmung jeder ihrer Neuauflagen sichtbar sein müssen. Die Manifesta ist ein nomadisierendes und europäisches Kunstereignis - zwei recht komplexe und herausfordernde Aspekte zugleich.

Ihr nomadisierender Charakter erlaubt es ihr sich immer wieder erneut mit einer anderen Stadt und einem anderen Land (innerhalb oder außerhalb der EU) auseinander zu setzen, das wiederum zum Gastgeberland für andere kulturelle Vorschläge aus weiteren Ländern wird. Dieser Charakter sollte die Entwicklung einer lokalen und globalen („glokalen“) Beziehung ermöglichen, die wiederum von allen kulturellen Vorhaben berücksichtigt werden sollte. Es geht darum, eng mit der soziokulturellen und politischen Situation vor Ort zu arbeiten und gleichzeitig Anknüpfungspunkte und Dialoge mit anderen - manchmal fremdartigen - soziokulturellen und politischen Gegebenheiten zu schaffen.

schaffen (ein Anliegen, das sich äußerst schwierig gestaltet), aufbauend auf der Position, die Europa in der westlichen Zivilisation einnimmt.
Der europäische Charakter stellt eine weitere grundlegende und in einer globalisierten Welt sehr kontroverse Eigenschaft dar. Ohne in einen politischen Diskurs abdriften zu wollen, möchte ich bemerken, dass mich beim „Nachdenken über Europa“ zwei Themen besonders interessieren. Das eine (ich würde es als internes Thema bezeichnen) hat mit dem Bemühen zu tun, zwischen den Ländern in Europa eine kulturelle Gemeinschaft zu schaffen (ein Anliegen, das sich äußerst schwierig gestaltet), aufbauend auf der Position, die Europa in der westlichen Zivilisation einnimmt.
Das andere (ein eher externes Thema) hat damit zu tun, dass viele Menschen aus anderen gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen nach Europa kommen, Menschen, die das Erscheinungsbild Europas verändern und die nicht nur der kolonialen Vergangenheit Europas entstammen.
Eine mögliche Übertragung dieser gesellschaftlichen Fragen auf eine kulturelle Ebene, in der die Manifesta eingebunden ist, könnte über Vorschläge erfolgen, die folgende Themen neu überdenken: die Zweiteilung in einen öffentlichen und privaten Raum; die Veränderungen in den familiären Beziehungen und die neuen Entwicklungen des öffentlichen Bereiches; die Möglichkeiten der persönlichen Kommunikation und der gesellschaftlichen Hybridisierung in einer hoch technologisierten Gesellschaft; die Erinnerung (und das Archiv) als Konstruktionsform für individuelle Erzählungen; Fragestellungen zur Landschaft; das Reisen in seinen mannigfaltigen Formen; die Stadtfrage, die Beziehung zum unmittelbaren Lebensraum und vieles mehr.

Schließlich glaube ich, dass die Struktur der Manifesta es bewerkstelligen sollte, neue Kommunikationsformen für künstlerische Praxis zu entwerfen, damit diese an einer breiteren kulturellen Wirklichkeit Anbindung findet. Ich glaube, dass man die aus der künstlerischen Praxis gewonnenen Erfahrungen von früheren Manifesta-Auflagen fortsetzen sollte, wie z.B. die Zusammenarbeit mit Fernsehstationen, Schaffung von Archiven, Ausbau der Website u.a.. Es sollten neue Ausstellungs- und Kommunikationsformate für die künstlerischen Inhalte gesucht werden. Hier besitzt das Internet noch ein außerordentlich großes Potential, wenn auch eher kommunikativer als kreativer Art.

_Mit welchen Fragen oder Themen sind Sie gegenwärtig besonders beschäftigt?
In den vergangenen Jahren habe ich mich mit Themen befasst wie Erinnerung, Archiv und Sammlung als Konstruktionsform für Erzählungen (hierzu Culturas de archivo, eine Ausstellung und ein Katalog für Valencia, Spanien im nächsten September, Matt Mullican, Hans-Peter Feldmann für November dieses Jahres) sowie mit der Beziehung dieser Themen zu den von Robert Smithson definierten und von jüngeren Künstlern wie Renée Green, Rainer Oldendorf und Juan Fernando Herrán aus gänzlich verschiedenen Perspektiven neu überdachten Site-nonsite-Konzepten. Erwähnenswert sind auch die Themen im Zusammenhang mit der Schaffung nicht konventioneller Subjektivitäten (Eulália Valldosera und ihre Beziehung zu Aspekten wie Frau, Familie u.a.).
Momentan arbeite ich am Projekt Insideout = El jardín del Cambalache - Der
Garten des Feilschens und Schacherns von Federico Guzmán. Ein Gartenprojekt auf der Terrasse der Tàpies-Stiftung, bei dem die Pflanzen als Kommunikationsvehikel für Kultur und Geschichte im Mittelpunkt stehen. Außerdem bereite ich ein groß angelegtes Projekt in Barcelona vor, in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und unabhängigen Kommissaren zum Thema Kultur und Tourismus und seinen vielfältigen Formen, zu denen vor allem auch die Landschaft gehört. Ein Thema, das mich schon seit längerem beschäftigt.
Da die einzelnen Inhalte derartiger Projekte methodisch fortschreitend aufeinander aufbauen, bemühe ich mich bei meiner Arbeit dezentral vorzugehen und oft in Teams zu arbeiten. Ich kombiniere Ausstellungen mit Vorträgen und Workshops, Aktivitäten im Museum mit Projekten auf der Straße und setze Massenmedien wie Radio, Internet und Fernsehen ein.




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