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Manifesta fragt....Stephanie Moisdon Trembley April 2001
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_Welche Rolle spielt die Manifesta in Ihren Augen?
- Die Manifesta muss auf jeden Fall weiterhin ein besonderer Ort bleiben, weiterhin an den zu Anfang eingegangenen Verpflichtungen festhalten, sie darf nicht die politischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Ziele, die bereits zu Beginn formuliert wurden, aufs Spiel setzen.
- So kann sie weiterhin eine wirkliche Schnittstelle zwischen Produktion und Verbreitung bleiben, für junge Künstler, die sich in einem Entwicklungsprozess befinden, in welchem sie die Grenzen und Definitionen der Kunst hinterfragen.
- Die Manifesta soll eine aktives Netzwerk sein, in welchem künstlerische, politische und wirtschaftliche Einrichtungen der Stadt miteinander verflochten sind, aber ebenso auch ein Netzwerk, das versucht Schnittstellen im Ausland aufzubauen, insbesondere mit Hinblick auf die Zusammenarbeit bei der Schaffung von bestimmten Kunstobjekten oder mit Hinblick auf die mögliche Leihgabe von Objekten für Wanderausstellungen. Die Manifesta sollte keinesfalls auf ein kurzes Zwischenspiel reduziert werden, sondern sie sollte als ein langfristig angelegtes Projekt angesehen werden.
- Die Manifesta sollte kein Abklatsch anderer Biennalen sein, eben nicht ausschließlich Promotion und Marketing zum Zweck haben und sich nicht darauf beschränken Namenslisten in Umlauf zu bringen, sie sollte es vermeiden in die alten Aufteilungen zwischen Medien und Kategorien zu verfallen. Bei dem Versuch, die wirklichen Verbindungen zwischen Kunst und anderen Schaffens- oder Forschungsbereichen (was bereits zu Beginn der Manifesta ein wesentlicher Bestandteil ihrer Aussage war) zum Vorschein treten zu lassen, darf die Manifesta ebenso wenig in ein Crossover-Stereotyp verfallen. So soll die einfache, binäre Gegenüberstellung von Kunst und Mode, Kunst und Architektur, Kunst und Musik usw. vermieden werden. Vielmehr darf nicht aus den Augen verloren werden, wie Künstler mit Materialien und Inhalten, die von Natur aus heterogen sind, arbeiten. Es geht um das Wechselspiel zwischen Umfeld und Mittelpunkt.
- Die Manifesta soll dazu anregen, über die Ausstellungsbedingungen nachzudenken, insbesondere für bewegte Bilder, die besondere Präsentationsbedingungen benötigen - ein Problem, das die ausstellenden Einrichtungen immer wieder vor große Schwierigkeiten stellt. Vor dem Hintergrund, dass die künstlerische Filmproduktion immer mehr an Bedeutung gewinnt, sollte z.B. in der Stadt an eine Zusammenarbeit mit den Kinos in Erwägung gezogen werden.
- Manifesta soll zeigen, dass sie nicht nur ein Ort der Suche nach dem aktuellen Schaffen ist, sondern auch nach dem Erscheinungsbild für dieses Schaffen. Hier soll mit den Künstlern zusammengearbeitet werden, damit sie den Rahmen für dieses Erscheinungsbild selber erarbeiten können.
- Es sollen keine enormen Spektakel organisiert werden, an dem viel zu viele Objekte und Künstler teilhaben, wo der Betrachter die Zeichen nicht mehr versteht und nur noch von einem Objekt zum nächsten eilt, sondern die Organisatoren sollten sich auf interessante Projekte konzentrieren.
_Mit welchen Fragestellungen oder Themen sind Sie gegenwärtig besonders beschäftigt?
- Das Thema Maschinen: Subjektivitätsmaschinen, Produktionsmaschinen,
die politische und wirtschaftliche Maschine. Es beschäftigt mich die Frage, wie die Kunst sich angesichts all dieser Standardisierungsmaschinen definiert.
Insbesondere interessiert mich die Frage nach den Quellen und Inhalten, nach der Art und Weise, wie die Künstler die Welt verinnerlichen, sie verstehen, wie sie an ihr anknüpfen. Die wesentliche Frage für mich ist jene nach der Porosität der Kunst und dem Platz, den sie heute in der Gesellschaft, die immer mehr Bilder produziert, einnimmt.
- Die Rolle, die der Künstler spielt: Mit einem Projekt, das ich gerade umsetze (Wannabe), möchte ich all jene ersten Kunstwerke von bestimmten Künstlern (für die ich mich bereits seit längerem einsetze) präsentieren, jene Werke, die es ihnen ermöglichten sich zum ersten
- Die kollektive Struktur in der Kunst: Die tatsächliche Struktur wie die nicht miteinander in Zusammenhang stehenden Orte der Produktion und der Ausstellung beziehungsweise der kollektive Effekt, der von bestimmten Objekten ausgeht, wodurch Partner und sehr unterschiedliches Wissen aneinander gebunden werden. Bei dieser Problematik geht es um den Begriff der Veränderung.
- Ich schreibe gerade über wirtschaftliche Phänomene, bei denen es darum geht, aus Künstlern Stars zu machen und die Kunst durch die Industrie, die Mode oder durch die Kommunikation in der Medienwelt zu vermarkten. Der Werdegang der Kunst als Show-Business ist ein ziemlich neues Phänomen und ich finde es sehr wichtig, dass dieser Aspekt klar und deutlich und in der Öffentlichkeit hinterfragt wird, damit die Künstler darauf antworten können.
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von/by
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