--------------------------------------------------------------------------------------
--------------------------------------------------------------------------------------
M A N I F E S T A 4

--------------------------------------------------------------------------------------

PROJEKT / VERANSTALTUNGEN / HEUTE / INFORMATIONEN / FORUM / PRESSE          \\english

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

Pressespiegel
Pressemappe
Text Archive
Bildmaterial
--------------------  
back
--------------------










****************************************************************
Künstler-Porträts (8): Anna Gudmundsdottir
Frankfurter Rundschau | 05.06.2002
****************************************************************

++++ Anna Gudmundsdottir brachte die letzten Wochen vor der Manifesta-Eröffnung wie in einem Elfenbeinturm zu. Eingeschlossen in den Neubautrakt des Städelmuseums arbeitete sie, nur von Projektoren, Farbeimern, Pinseln, einem Kopierer und unzähligen Sachbüchern umgeben, an ihrem mehrere Räume ausfüllenden Wandgemälde.
Die Zeichnungen der 1974 in Reykjavik geborenen Künstlerin setzen sich aus unterschiedlichen Illustrationen zusammen, die nur gemeinsam haben, dass sie ausdrücklich aus einem nicht-künstlerischen Kontext stammen. Sie stellt Grafiken aus Gebrauchsanweisungen, anatomische Zeichnungen und Werbeillustrationen zu einem anarchischen Comic zusammen, dessen Plot nicht nach erzählerischen Kriterien funktioniert, sondern durch assoziative und intuitive Impulse.
Nach getaner Arbeit musste Anna jedes Mal per Klopfzeichen die Aufseher darum bitten, sie aus ihrem hautfarben grundierten Verlies wieder frei zu lassen. So kam eine unbeabsichtigte Umkehrung einer zuvor von ihr praktizierten Strategie zustande: In Bergen basierte Anna Gudmundsdottirs künstlerisches Schaffen nämlich einige Zeit lang auf der Kunst des Einbrechens. Insgesamt 17 Mal drang sie in die örtliche Konzerthalle ein, in der schon Künstler wie Oscar Peterson, Count Basie, Yehudi Menuhin oder Nick Cave gastierten. Dort gab sie für Freunde und Bekannte nächtliche Vorstellungen auf dem Konzertflügel, zu denen sie einmal auch die Presse einlud. Die reagierte allerdings ungläubig oder reserviert.
Auch auf ihren Diebstahl der Büste des Komponisten Christian Sinding musste sie die örtlichen Medien selbst aufmerksam machen. Dass sie in ihrem Wohnzimmerfenster stand, wenige Meter von der Konzerthalle entfernt, hatte niemand bemerkt.
Die Arbeiten der heute in Oslo lebenden Künstlerin zeichnen sich durch brachialen Sinn für absurde Komik aus, die leise von einer melancholischen Ironie unterlaufen wird. Eine energiegeladene Mischung, für die nicht alle ihre Auftraggeber Verständnis zeigen: Für einen norwegischen Stromversorger entwarf Anna Gudmundsdottir einmal eine Wandarbeit, die Vater und Sohn beim Spielen auf dem Teppichboden zeigt. Die beiden ziehen gut gelaunt auf eine überdimensionale Steckdose zu, je mit einem Schraubenzieher bewaffnet. Der Entwurf wurde abgelehnt. hoh
Städelsches Kunstinstitut, Holbeinstraße 1

................................................................
von/by

--------------------------------------------------------------------------------------
TOP                                © M A N I F E S T A 4
--------------------------------------------------------------------------------------

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
unterstützt durch //
       [Stadt Frankfurt am Main]    [Allianz Kulturstiftung]    [Messe Frankfurt]
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++