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Künstler-Porträts (16): Monika Sosnowska Frankfurter Rundschau | 15.06.2002
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++++ "Da steht ein Mensch. Der will zu dir. Öffne die Tür!" Es ist nicht gesichert, dass die Polin Monika Sosnowska diesen alten Schlager von Peter Alexander kennt. Aber er kann einem schon mal durch den Kopf schießen, wenn man sich in das Raumlabyrinth begibt, das die Künstlerin für die Manifesta im Frankensteiner Hof installiert hat.
Man betritt es durch einen etwa zwei mal zwei Meter kleinen, quadratischen Raum mit einer Tür in jeder Wand. Öffnet man eine, landet man in einem nahezu identischen Raum. Von dort hat man wiederum Zutritt zum exakten Abbild des vorherigen, von dort, usf… Neun dieser Räume hat Sosnowska, die 1972 geboren wurde und in Warschau lebt, mit Rigipsplatten zu einem Gefüge zusammengebracht. Egal, welche der Türen man durchquert - man bleibt im Bekannten verhaftet. Keine neuen Horizonte, die sich auftun, sondern ein ums andere Mal: ein etwa vier Quadratmeter fassender, leerer Raum mit grau-grünen Bodenplatten, weißen Türen mit nüchternen Klinken und Wänden, die bis in Brusthöhe in einem schmutzigen Grün gestrichen sind. Kein Fenster, kein Blick nach draußen, nur immer wieder neue Raumkapseln.
Zu Beginn treibt einen die Neugier: Hinter einer dieser Türen muss doch etwas zu finden sein. Irgendwann setzt Frustration ein: Da ist nichts. Und dann packt einen die Panik: Hier komm' ich nie wieder raus! Die Farbgebung der Wände, die mit ihrem behördengrün mit Vorstellungen einer bürokratischen Mentalität spielt, lenkt unsere Gefühle spielerisch in diese Richtung - ohne die Verbindung jedoch zu sehr zu strapazieren. Denn ob Behörde oder nicht: Unsere Orientierung gerät gehörig ins Wanken durch die Abfolge sich immer wieder ähnelnder Räume.
Was als simples Türen öffnen, Betreten und Verlassen begann, wandelt sich zu einer körperlichen Erfahrung, die zwischen enttäuschter Erwartung und Beklemmung schwankt. Kein Mensch steht hinter der Tür. Da müssen wir alleine durch.
Frankensteiner Hof, bis 25. August jdv
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von/by
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