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Künstler-Porträts (26): Mathieu Mercier
Frankfurter Rundschau | 27.06.2002
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++++ Eine Stützkonstruktion für die Blätter eines Gummibaumes. Höhenverstellbar, um sich dem Wachstum der Pflanze anzupassen und sie gleichzeitig in eben diesem behindernd. Absurd. Und gerade deshalb interessant für Mathieu Mercier, geboren 1970 und in Paris lebend.
Auch für die Manifesta baut Mercier Stützen, drei hohe Stehlampen, deren Neonleuchtarme die Decke des Frankfurter Kunstvereins zu tragen scheinen. Sie sehen wie eine merkwürdige Mischung aus Teleskop und technisierter Krake aus. Ihre Berechtigung allerdings liegt allein in ihrer skulpturalen Eigenständigkeit: Weder besteht Gefahr, dass die Decke ohne Beistand herunterkäme, noch ist zusätzliches Licht von Nöten. Wieder: absurd.
Für denselben Raum, in dem er seine Lampen platziert, hat Mercier Holzmodule entworfen, in denen das Manifesta-Archiv untergebracht ist und die nach dem Baukastenprinzip immer wieder neu zusammengesetzt werden können. Diese Flexibilität bleibt aber eine scheinbare: die kreisförmige Anordnung wirkt statisch, der Ausstellungsraum mit den Lampen und den Archivmöbeln unglücklich vollgestopft. Formal spielen die Möbel mit den Traditionen des Bauhaus und seiner Nachfolger und sind ganz in den Dienst ihrer Funktion gestellt - eine gelungene Mixtur aus Regal, Sitzgelegenheit und Tisch, die man sich fürs eigene Zuhause wünscht.
Mercier arbeitet gern an der Schnittstelle zwischen Design und Kunst, zwischen Funktion und Absurdität. Er hinterfragt die traditionellen Zuordnungen beider Bereiche, führt sie ad absurdum, um sie in einen neuen Kontext zu setzen. Das hat ihm eine Teilnahme an der ersten Berlin-Berlinale und an einer Gruppenausstellung im angesehenen FRAC Bourgogne in Dijon eingebracht, zudem Einzelpräsentationen in renommierten Galerien in New York, San Francisco und Berlin. Keine Frage: Nach Meinung des internationalen Kunstbetriebs ist Mathieu Mercier "im Kommen". Er selbst merkt an: "Pfusch ist besser als nichts tun, und mit ein bisschen Glück hält es, bis die Profis kommen." Da kann man ihn und uns beruhigen: Sein Manifesta-Beitrag sieht auf jeden Fall robust aus. Überzeugender wird er dadurch allerdings nicht.
Frankfurter Kunstverein, bis 25. August. jdv

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