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Künstler-Porträts (27): Sal Randolph
Frankfurter Rundschau | 28.06.2002
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++++ Es war die Aufsehen erregendste Aktion im Vorfeld der Manifesta 4: Der Schweizer Künstler Christoph Büchel, der zur Manifesta eingeladen wurde, gab seine Teilnahmeberechtigung meistbietend weiter und versteigerte seine Ausstellungsrechte im Internet bei e-bay. Eine kritische Anmerkung zur Künstler-Auswahlstrategie der Manifesta-Kuratorinnen? Eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Handelszentrum Frankfurt, mit eingebautem Seitenhieb auf den Kunstbetrieb? Oder einfach Geldnot?
Büchel äußerte sich weder zu seinen Motiven, noch zu den Zielen, die er mit dem erhaltenen Geld verfolgt, und blieb leider auch der Eröffnung fern. Das bedauert vor allem Sal Randolph, der die gekaufte Manifesta-Teilnahme immerhin gut 17 000 Euro wert war.
Doch wie positioniert sich dann jemand in einer Kunstausstellung, der nicht aufgrund seiner künstlerischen Arbeit, sondern allein wegen seiner finanziellen Potenz partizipiert?
Sal Randolph fand das selbst spannend und erzählt, dass es ein persönliches Wagnis sei, dem sie sich da täglich im Kunstverein aussetzt. Schließlich gehört sie nicht dazu, und das spürt sie. Auch wenn sie formal mit allem ausgestattet wurde, das den anderen Teilnehmern auch zuteil wurde, wie ein guter Ausstellungsplatz und ein Katalogeintrag. Sal Randolph stellt dabei keine Blumenaquarelle oder ähnliche Hobbykunst aus.
Die New Yorkerin befasst sich seit mehreren Jahren mit dem Gedanken, die Kunst zu befreien von qualitativen Auswahlkriterien. So schenkte sie ihre Manifesta-Teilnahme weiter an mehr als 150 Künstler, die unter dem Titel "FreeManifesta" ein Forum bekommen haben. Sie stellen Projekte unterschiedlichster Art und Qualität vor, von Mailart über Aktionen im Frankfurter Stadtraum bis hin zu christlich bewegten Kettenbriefen. Vertreten sind sie im Internet unter www.freeManifesta.org, aber auch in Form von kopierten Informationszetteln im Foyer des Frankfurter Kunstvereins, wo Sal Randolph ihren Infostand hat - den man auch ohne Manifesta-Ticket erreicht.
Warum sie das macht, erklärt sie sinngemäß so: Schenken, also etwas herzugeben, ohne dafür etwas zu erwarten, ist eine Handlung, die in der Gesellschaft nicht oft praktiziert wird. Sie hat eine Menge Geld eingebracht, und bekommt im Gegenzug dafür eine Menge an Erfahrungen und Kontakten.
"Hergeschenkt" hat sie auch das Recht auf ein Porträtfoto: Sie instruierte den Fotografen Jörg Baumann einfach, im Stadtraum ein paar Bilder zu machen und sie an Stelle ihres Abbilds zu setzen.
Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg. hoh

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von/by

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