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Künstlerporträts (33): Andrea Geyer
Frankfurter Rundschau | 05.07.2002
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++++ Fotografien aus New York haben immer diese spezielle Anziehungskraft, weil man ihnen stets ansieht, wo sie entstanden sind. Auch, wenn sich keine benennbaren Hinweise darauf enthalten. Vielleicht ist es das Licht, die Perspektive von unten zwischen den Häusern hindurch in den Himmel, oder es sind die gelben Taxis, die das New-York-Foto an sich immer zu einem eher interessanten Bild machen. In Bad Nauheim beispielsweise bereitet dies jedenfalls weitaus größere Schwierigkeiten.
In der Zeitung, die im Portikus ausliegt, sind Fotografien aus New York abgebildet. Ein Streifenpolizist auf dem Pferd, zwei Leute vor den hohen Zäunen der Sportplätze inmitten der Stadt, Jogger auf der Brooklyn Bridge.
Die Künstlerin Andrea Geyer hat den faszinierten Blick auf diese Stadt, den jeder Zugereiste zunächst einnimmt, womöglich noch nicht ganz verloren. Über das touristische Stadium ist sie allerdings hinaus.
Die 1971 in Freiburg geborene Fotografin lebt und arbeitet dort, und weiß, wie es sich anfühlt, fremd in New York zu sein. So handeln ihre Arbeiten auch meist von diesem Zustand des gleichzeitigen Orientierens und Überlebens in einem Konstrukt, auf das man nicht vorbereitet war, weil man sich darauf nicht vorbereiten kann.
Doch da gibt es ja dieses Handbuch für Immigranten, in dem wertvolle Verhaltenstipps für das Leben in den USA aufgelistet sind. Bräuche wie zum Beispiel der, eine hübsche junge Frau nicht "Vogel", sondern "Hühnchen" zu nennen. Oder nie die Distanz von ein bis zwei Fuß zu einem anderen Menschen zu überschreiten, damit er nicht zurückweicht.
Diese Informationen sind die Grundlage für den Text, den Andrea Geyer für ihre Zeitung verfasst hat. Es ist eine Geschichte einer Frau in New York. Im nüchternen Erzählton werden ihre Alltagsverrichtungen aufgelistet, immer wieder gekoppelt an Erkenntnisse aus dem Buch für Verhaltensregeln.
Im Gespräch mit Anderen immer ehrliches Interesse zeigen, aber nie persönliche Fragen stellen, ist zum Beispiel eine Empfehlung, die problemloses Zusammenleben mit den Mitmenschen garantiert. Andrea Geyer stellt diese Information der nüchternen Feststellung "She walks into the other room. She has Sex, again and again." gegenüber. Alle Informationen gelten gleich, ganz egal, welche emotionale Wertigkeit sie aufweisen.
Die Geschichte handelt vom Fremden, auch von der Unmöglichkeit des Vordringens zum anderen. Sie setzt da an, wo Persönliches und Kulturelles sich zu einem harten, unauflösbaren Knoten verflechten. Die Entscheidung, den für die Manifesta 4 erstellten Beitrag nicht im klassischen Sinne auszustellen, sondern im Zeitungsformat anzubieten, spielt eine wichtige Rolle in der Arbeit von Andrea Geyer, die den beziehungsreichen Titel Interim hat.
Eine Zeitung hat im Vergleich zu gerahmten Bildern an der Wand etwas Verlautbarendes, einerseits. Andererseits ist sie zunächst verschlossen.
Der Vorteil, sagt sie: Man kann sich mit ihrer Arbeit auf diese Weise an jedem beliebigen Ort auseinandersetzen. Mitnehmen, hinaus laufen, zum Beispiel Richtung Innenstadt damit gehen, und die Tauglichkeit der Informationen über die kulturellen Gebote überprüfen, das wäre eine Möglichkeit.
Portikus, Schöne Aussicht 2. hoh

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