|
****************************************************************
Künstlerporträts (34): Christoph Fink Frankfurter Rundschau | 06.07.2002
****************************************************************
++++ Christoph Fink ist ein notorischer Notierer. Außerdem reist er fast fortwährend. Das ist auch der Grund dafür, dass er gerade auf seinem Katalog-Foto nicht zu sehen ist. Als der Fotograf Jörg Baumann die Manifesta-Künstler bat, sich nach eigenen Vorstellungen zu inszenieren, damit er sie porträtieren könne, da entschied sich der belgische Künstler, dass es ihm wohl am ähnlichsten sähe, gar nicht da zu sein.
Reisen und in Bewegung sein ist das zentrale künstlerische Thema des 1963 geborenen Belgiers. "Movements", Bewegungen, nennt Christoph Fink seine Projekte, die stets daraus bestehen, dass er einen bestimmten Weg zurück legt und dabei aufschreibt, was passiert. Dabei ist es egal, ob er mit dem Zug, dem Flugzeug oder dem Fahrrad unterwegs ist. Auch, wohin die Reise geht, ist unerheblich. Wichtig ist allein, was ihm währenddessen widerfährt.
Akribisch notiert er handschriftlich in bestimmten Zeitabständen, was wo geschehen ist. Wer mit einem Kaffee durch die Tür kam, in welchem Hotel er eingecheckt hat, in welche Himmelsrichtung er in einer Stadt unterwegs war. Gelegentlich notiert er sogar, wenn der Zugführer eine gute Fahrt wünscht. All das wird auf kleine Zettel gekritzelt und mit auf den ersten Blick geheimnisvoll aussehenden Zahlen versehen, die nichts anderes bestimmen als die genauen Zeitabstände zwischen den Eintragungen. Diese Informationen setzt er dann künstlerisch um mit Hilfe von Fotografien, Skulpturen, Diagrammen. Dabei bleiben die Notizen selbst stets das Zentrum seiner Arbeit.
Sein Beitrag zur Manifesta 4 ist, versteht sich, eine Auseinandersetzung mit dem Reisen nach Frankfurt und dem subjektiven Kartografieren dieses Aufenthaltes als Gast. Seine Wahrnehmung von Landschaft, Stadtraum oder auch persönlichen Begegnungen verdichten sich zu einer Beschreibung der Wirklichkeit, die fast glauben macht, man könne die Gegenwart tatsächlich auf diese Weise bannen und für immer katalogisieren. Dieses fast schon manische Festhalten von Geschehenem mag zunächst an die Redewendung "der Weg ist das Ziel" denken lassen. Aber die Wahrheit ist das natürlich nicht.
Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg hoh
................................................................
von/by
|