++++ Zwei Wochen vor dem Start der Documenta 11 in Kassel ( 8.Juni) wird in Frankfurt die Europäische Biennale Manifesta 4 eröffnet, die alle zwei Jahre in einem anderen land stattfindet.

Frankfurt.
Die Mitteilung der Bankenmetropole Frankfurt vor über einem Jahr, sie wolle 1,3 Millionen Euro bereitstellen, um im documenta-Jahr 2002 die europäische Biennale Manifesta in die Stadt zu holen, hatte Irritationen verursacht. Wollte Frankfurt nun auch versuchen, der Documenta Konkurrenz zu machen?
Diesen und ähnliche Gedanken wies Generalkoordinator Martin Fritz bei der ersten programmatischen Pressekonferenz der Manifesta im Frankfurter Kunstverein zurück. An Konkurrenz sei gar nicht zu denken. Erstens verstehe man sich mit den Machern der Documenta 11 gut und zweitens bewege man sich in einem anderen, bescheideneren Rahmen. Eher sieht er die Chance, dass die Manifesta 4 von der nahezu zeitgleichen Documenta 11 profitieren könne, da viele ausländischen Besucher über Frankfurt nach Kassel reisen würden. So bietet sich die Ausstellung als Juniorpartnerin der Documenta an.
Die Manifesta, die zuvor in Rotterdam, Luxemburg und Ljubljana stattgefunden hat, verfügt über einen Etat von 2,1 Millionen Euro. Dabei wurden die Einnahmen aus dem Eintrittskartenverkauf ( 15 000 bis 20 000 Besucher) bewusst niedrig angesetzt. Fritz will, wie er bekannte, lieber mit unverhofften Erfolgsmeldungen auftreten als mit dem Eingeständnis, er habe zu hohe Erwartungen geweckt.
Die Frankfurter Manifesta will eine junge experimentelle und prozesshafte Ausstellung sein. Das Gros der über 70 Künstler und Künstlergruppen aus mehr als 30 europäischen Ländern ist zwischen 30 und 35 Jahre alt. Aber nicht nur in Bezug auf das Alter der Teilnehmer will die Ausstellung jung sein. Konzeptionell strebt sie prozesshafte Abläufe an und Dialoge der künstlerischen Projekte untereinander und mit den Orten, an denen sie gezeigt werden. Wörtlich heißt es im Konzept: „Manifesta wird Spuren legen, Wege bahnen durch die Stadt Frankfurt, dabei Wiedersprüche der Gegenwart aufdecken und zeigen wie KünstlerInnen die klassische Beziehung von Raum und Zeit neu bestimmen.“ Daher gibt es auch nicht nur einen Ort. Die Ausstellung besetzt vielmehr mit ihren Projekten Plätze im Stadtraum und schafft ein Beziehungsnetz zwischen den Standorten: U-Bahn-Stationen, das Mainufer und Straßen im Innenstadtbereich.
Hauptausstellungsort wird der Frankensteiner Hof in Sachsenhausen, ein leer stehendes Gebäude des Stadtentwässerungsamtes, das mit seine unterschiedlichen Raumtypen ( Bädern, Werkstätten, Garagen, Kantine) zur Auseinandersetzung mit der Architektur einlädt. Der Frankfurter Kunstverein soll das geistige Zentrum der Manifesta werden. Dort werden Künstler wie Christoph Fink und Bleda & Rosa ihre Arbeiten zeigen, die sich mit der Stadt und ihrer Geschichte beschäftigen. Dort wird man aber auch 700 Künstlerdossiers studieren können, die die drei Kuratorinnen Iara Boubnova, Nuria Enguita Mayo und Stéphanie Moisdon Trembley vor ihrer Auswahl der Teilnehmer zusammengestellt haben.
Weitere Ausstellungsorte sind der öffentliche Raum in der Kunsthalle Schirn, der Portikus und die Ausstellungshalle des Städel-Museums.
Ein Teilnehmerplatz an der Manifesta 4 kann noch ergattert werden – wenn auch nur zur Untermiete: Christoph Büchel, offiziell eingeladener Künstler, stellt sein Teilnahmerecht demjenigen zur Verfügung, der es bis zum 29. März im Internet-Auktionsbereich www.ebay.com ersteigert. Eine einmalige Chance für einen zahlungskräftigen Hobbykünstler.