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Künstlerporträts (39): Daniel Garcia Andujar Frankfurter Rundschau | 12.07.2002
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++++ Die Arbeit von Daniel Garcia Andujar ist auf der Manifesta 4 anwesend und auch wieder nicht. Besucht werden kann sie jedenfalls von überall - im Internet. Denn der 1966 in Spanien geborene Künstler steuert zur Manifesta eine Webpage bei, die sich der Auseinandersetzung mit Kunst widmet. Unter der Adresse www.e-Manifesta.org hat er ein Portal geschaffen, das in erster Linie dem Austausch über Manifesta-Themen dienen soll. Manifesta-Thema ist zum Beispiel, wie die Kunstkritiker der Tageszeitungen die Ausstellung besprochen haben. Klar, dass man sich da streiten kann. Tut man auch, auf unterschiedlichen Niveaus.
Interessant zu beobachten, wie sich Menschen anonym äußern, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen. Auch andere kunstbezogene Themen wie beispielsweise die Documenta werden auf e-Manifesta zur Diskussion gestellt. Die beiden Ausstellungen miteinander zu vergleichen - die eine seit Jahrzehnten im weltweiten Ruf als wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die andere vergleichsweise jung, auf unbekannte Künstler fokussierend und mit sehr viel kleinerem Budget - bietet sich allerdings nicht so recht an.
Für die Beiträge der Forums-Teilnehmer kann Daniel Garcia Andujar nichts, sein Job ist es, Diskussionsmaterial zu beschaffen und bereit zu stellen. So kann man auf seiner Seite auch andere Aspekte des modernen Lebens finden - einen Artikel der Modekritikerin Suzy Menkes über die neue Kollektion von Givenchy zum Beispiel, oder die Frankfurter Debatte um das TAT und William Forsythe.
Daniel Garcia Andujar stellt also nicht im herkömmlichen Sinne aus, er bietet eine Plattform an. Ganz unvirtuell kann man diese im Frankensteiner Hof besuchen. Im Trespassing-Raum, Vortragssaal und Ort der Online-Präsentationen, sitzt die Zentrale von e-Manifesta. Dass Andujar sich mit Handy vor der Skyline hat fotografieren lassen, mag für ihn die Vorzüge von Vernetzung per Technologie darstellen, vielleicht ist es aber auch ein Hinweis darauf, dass er ein viel beschäftigter Künstler ist. Er leitet nämlich auch die Online-Projekte art.net.dortmund.de, e-valencia.org und e-barcelona.org. hoh
Frankensteiner Hof, Große Rittergasse 103, und im Internet unter www.e-Manifesta.org bis 25. August
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von/by
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