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“Falls jemand unbedingt ein Gewächshaus braucht”
Frankfurter Rundschau | 01.08.2001
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++++ Generalkoordinator Martin Fritz über die Vorbereitungen zur Manifesta 4
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++++ Staatsmännisch klingt es, wenn Martin Fritz das Manifesta Büro im Mousonturm
betritt, staatsmännisch klingt seine Funktion. "Wie ist die Lage in Minsk?"
Die Antwort fällt positiv aus. "Wir sind eingeladen." Der Generalkoordinator
der Manifesta 4 steht vor der Europakarte, die übersät ist mit gelben Klebezettelchen.
Einige tragen ein rosa Neonkreuz. "Da waren wir schon", sagt Herr Fritz und
freut sich darüber. Seine Hände streichen einen Bogen über Skandinavien,
das im August bereist werden soll, danach ist der Südosten an der Reihe,
kommen Griechenland, Bulgarien, Serbien und die Türkei dran. Irgendwann
auch Georgien. Martin Fritz muss da aber nicht selbst hinfahren, dafür gibt es
drei Kuratorinnen. Der Wiener geht stattdessen ins Freibad und zum
Frühschoppen.
Natürlich hat das mit seinem Job zu tun. Der 38-jährige Projekt-Organisator
mit dem modisch geschnittenen Anzug und der ausgeprägten Gestik muss
schauen, was in Frankfurt und drumherum so passiert: beim Open-Air-Kino im
Brentanobad, bei Annette Glosers "Incredible Frühschoppenserie", im Robert Johnson Club, Offenbach, wo er um Null Uhr einer der Ersten war.
Könnte ja sein, einer von den bis zu hundert Künstlern der Europäischen
Biennale für zeitgenössische Kunst will ein Brunch veranstalten. "Oder er
braucht unbedingt ein Gewächshaus." Für solche Fälle ist es gut, wenn man
die richtigen Leute und Orte kennt. Und es ist schön, dass der Palmengarten
Kooperationsbereitschaft signalisiert hat, der Zoo ebenso. Könnte ja sein,
jemand benötigt ein Exotarium als Kulisse für eine Performance oder die
Großmarkthalle, das IG-Farben-Haus, denkbar ist alles. Noch ist die Notwendigkeit solcher Orte aber reine Spekulation, so weit ist man mit den Recherchen für die Kunstbiennale noch lange nicht. Fest steht der Zeitraum, Ende Mai bis Ende August 2002. Fest stehen die Kuratorinnen, Iara Boubnova (Institute of Contemporary Art in Sofia), Nuria Enguita Mayo (Antoni Tàpies Foundation in Barcelona) und Stéphanie Moisdon Trembley (Kuratorin aus Paris). Fest stehen auch die vier Basisschauplätze Sachsenhausen (Städelschule nebst Garten), Stadtmitte (Kunstverein, Römer, Außenflächen der Schirn), Mainufer (Portikus) und Ostend (Naxosgelände). Künstler stehen keine fest. Dabei sind bereits Unmengen blauer Leitzordner
voll mit Namen, Fotos und Katalogen nach Ländern sortiert in Regalen
gestapelt, gerade erst ist das "Portugal-Spanien-Material" eingetroffen; jeden Tag kommen Pakete. Sind die Recherche-Reisen erst absolviert, muss das Material gesichtet und reduziert werden; bis Dezember sollen die Einladungen an die beteiligten Künstler ausgeprochen sein. Künstler, die weitgehend unbekannt sein werden, jung größtenteils, mehr weiß Martin Fritz selbst noch nicht, jedenfalls sagt er es nicht.
"Meine Aufgabe ist es, Optionen zu schaffen", erklärt der adrette und gar
nicht staatsmännisch wirkende Herr Fritz, der zuletzt mit der Organisation
des Kunstprojekts der Expo 2000 in Hannover betraut war und einen Magister
in Rechtswissenschaften hat. Reisestipendien organisieren, Verlage für den
Katalog kontaktieren, Designer recherchieren und alle Beteiligten miteinander
verknüpfen, das sei so im Groben seine Funktion. Frankfurt und seine Szenen
entdecken, gehört zum Beiprogramm, einiges kannte er schon. Genug, um zu
wissen, "dass in Frankfurt Bankenturm-Image und Realität nicht übereinstimmen".
Wenig genug, um sich "frei zu bewegen, ohne Verpflichtungen und
Lokalpolitische Verstrickungen". Gleiches gelte für die Kunstbiennale, die frei von institutionellen Vorgaben durch Europa wandere, mit dem Ziel, ein Netzwerk aufzubauen bzw. zu verdichten und Künstlern eine Plattform zu geben, die aus Gegenden stammen, die man sonst selten wahrnimmt. Ob in Helsinki oder Warschau - überall habe man inzwischen kollegiale Kontakte.
Nach Rotterdam, Luxemburg, Ljubljana sei die Entscheidung für Frankfurt
(u. a. "wegen ihrer exzellenten Infrastruktur") nicht nur positiv
aufgenommen worden, weiß Fritz, hält die Bankenstadt aber für "sehr geeignet". Viele europäische Widersprüche spiegelten sich hier, und die Kunstszene sei
erstaunlich aktiv. Manche Off-Szene-Schauplätze ließen sich womöglich in die Biennale integrieren, andere "aktive Kräfte" könnten die Manifesta für ihre eigenen Zwecke nutzen und Parallelveranstaltungen organisieren, hofft Martin Fritz, vertraut auf ein "dialektisches Spannungsverhältnis" und lächelt aus
lustigen Augen.
Frankfurt sei als Veranstaltungsort ein sehr professioneller Partner:
"Keiner nervt, niemand übt Druck aus oder interveniert". Die Zusammenarbeit mit dem für die Organisation zuständigen Künstlerhaus Mousonturm funktioniere
hervorragend, versichert der Österreicher. Nur die Sponsorensuche sei doch schwieriger als gedacht, zahlreiche Stiftungen und Unternehmen hätten bereits andere Verpflichtungen. Auf etwa zwei Millionen Euro sind die Kosten der Manifesta 4 beziffert, 1,3 Million stellt die Stadt Frankfurt zur Verfügung. "Ein Drittel fehlt uns noch", doch das definiere nur den Spielraum der künstlerischen Aktionen, versichert der Koordinator. Der Kern sei gesichert.

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von/by Sandra Danicke

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