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Künstler-Porträts (12): Jonas Dahlberg
Frankfurter Rundschau | 10.06.2002
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++++ Jonas Dahlberg begann, Architektur zu studieren. Aber nach einiger Zeit war ihm klar, dass das, was ihn an dem Fach interessierte, nicht gelehrt wurde. Ihm geht es bis heute eher um Architektur und Raum aus einer psychologischen oder politischen Perspektive. Was macht Architektur mit dem sie bewohnenden Menschen? Was bedeutet es für das Individuum, sich in einem zeitgenössischen (auch architektonischen) Kontext zu bewegen? Also wechselte Dahlberg zur Kunst - und ist dem gebauten Raum treu geblieben.
Doch geht er normalerweise nicht vom realen Haus aus, sondern vom selbst gebauten Modell, das er abfilmt. Im Frankfurter Kunstverein fährt die Kamera eine gerade, scheinbar unendlich lange Straße entlang. Es ist Nacht. In regelmäßiger Reihe am Rand aufgestellte Laternen werfen ihren Lichtschein auf die Szenerie, strenge, sich untereinander merkwürdig ähnelnde Gebäude mit erleuchteten Fenstern und Eingängen ziehen sich rechts und links entlang des Weges. Auf dem nassen Kopfsteinpflaster fängt sich glitzernd das Licht, ein Ziel, ein Ende ist nicht auszumachen. An seiner Stelle klafft ein dunkles Loch. Keine Menschenseele zu sehen, nicht mal ein Auto, das an der Seite parkt oder ein Fahrrad, das gegen eine Häuserwand lehnt. Das Ganze wirkt steril und bedrohlich perfekt - gesteigert noch durch die Wiedergabe in Schwarzweiß und das Fehlen jeden Tons.
One-Way Street erscheint durch und durch kontrolliert, wie am Computer generiert. Dabei hat Dahlberg in handwerklicher Tüftelei ein acht Meter langes Modell gebaut und seine Kamera hindurch geschoben. Kein Computer weit und breit. Den Eindruck einer niemals endenden Straße erreicht er dadurch, dass er die Kamerafahrten seitenverkehrt aneinanderreiht und als Loop, als Schleife montiert.
An der Arbeit mit Modellen statt mit real Gebautem fasziniert den Stockholmer deren doppelte Bedeutung einmal als Verbildlichung einer Idee und als Gegenstand an sich. Das Modell ist Fiktion und Wirklichkeit zugleich. Zudem repräsentiert es eine vom Künstler geschaffene - wenn auch stark begrenzte - Welt, in der er seine Allmachtsfantasien ausleben kann. Nichts geschieht, was nicht von ihm gewollt ist. Dass diese Vorstellung von unbedingter Kontrolle über das Leben - und sei es nur in Form eines Architekturmodells - zum Scheitern verurteilt ist, darüber macht sich Jonas Dahlberg keine Illusionen. Denn eines geht bei so viel kontrollierter Perfektion offensichtlich verloren: das Leben selbst.
Frankfurter Kunstverein, bis 25. August. jdv

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