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„Unsere Aufgabe ist es, ein Orchester zu dirigieren“
Frankfurter Rundschau | 05.04.2002
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++++ Die drei Kuratorinnen der Manifesta 4 über Instabilität und den Verzicht auf ein Thema für die Biennale.
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++++ Am 24. Mai eröffnet in Frankfurt die vierte Biennale für zeitgenössische Kunst, „Manifesta“. Drei Monate lang werden an verschiedenen Stätten rund 90 junge Teilnehmer aus ganz Europa ihre Arbeiten ausstellen. Mit den drei Kuratorinnen der Manifesta 4, Iara Boubnova, Nuria Enguita Mayo und Stéphanie Moisdon Trembley sprach FR-Mitarbeiterin Silke Hohmann.

FR: In welcher Verfassung sind Sie und die Manifesta augenblicklich?

NURIA ENGUITA MAYO: In einer guten. Es geht vorwärts. Fast alle
teilnehmenden Künstler waren schon hier und die Planung der Ausstellung steht zu 99 Prozent.

FR: Auf ihrer ersten großen Pressekonferenz letzte Woche verkündeten Sie,das Konzept von Manifesta 4 sei, dass es kein Konzept gibt. Machen Sie es sich nicht ein bisschen zu einfach?

NURIA ENGUITA MAYO: Im Gegenteil, es wäre viel einfacher, wir hätten einen strengen inhaltlichen Rahmen vorgegeben. Aber es wäre auch weit weniger interessant. Ich halte nichts von dominanten theoretischen Gerüsten. Dadurch wird die Arbeit der Künstler bloß zur Illustration der Ideen der Kuratoren.

FR: Gilt für Manifesta 4 also "anything goes"?

IARA BOUBNOVA: Wir wollen zeitgenössischen Themen gerecht werden, und wir leben nun mal in einer Situation, die alles andere als stabil ist. Jede Sekunde ändert sich etwas, und das ist das Gefühl, das wir zu vermitteln versuchen. Manifesta ist sogar ein ziemlich starkes System. Es benennt sich bloß nicht als solches, weil Manifesta nicht limitieren will.

FR: Heißt das, die weit verbreitete Praxis, Ausstellungen einem
thematischen Begriff unter zu ordnen, limitiert die Wahrnehmung von Kunst?

STEPHANIE Moisdon Trembley: Wir wünschen uns eine andere Wahrnehmung von Kunst. Es ist uns viel wichtiger, dass die völlig unterschiedlichen Praktiken der Künstler verstanden werden, als dass ein übergeordnetes Thema seine Erfüllung findet.

IARA BOUBNOVA: Unser Ziel ist nicht Repräsentation. Wir wollen nur zeigen.Und zwar zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der individuellen Entwicklung der Künstler, bevor sie internationale Anerkennung und Preise erzielt haben. Für viele ist es die erste Ausstellung. Sie sind nur für sich und ihre Arbeit verantwortlich, nicht für unsere Ideen. Unsere Aufgabe ist es, ein Orchester zu dirigieren, und nicht, eine Armee zu manipulieren.

FR: Die Auswahl der rund 90 Teilnehmenden aus mehr als eintausend Künstlern muss trotzdem nach inhaltlichen Kriterien statt gefunden haben.

NURIA ENGUITA MAYO: Wir waren in ganz Europa unterwegs und haben uns immer für zwei bis drei Tage angeschaut, wie die Künstler in ihrem jeweiligen Kontext arbeiten. Dabei wählten wir auch anhand der lokalen und der transnationalen Relevanz der Arbeiten aus. Die spezifischen Inhalte nach Frankfurt zu überführen ist unsere große Herausforderung.

FR: Wie wollen sie die Manifesta innerhalb des demnächst beginnenden Kunst-und Event-Marathons positionieren, zu dem die Nacht der Museen, die Documenta in Kassel, die Kunstmesse und verschiedene andere Feste in der Stadt gehören?

STEPHANIE MOISDON TREMBLEY: Zunächst sollte man nicht die Sichtweise einer Öffentlichkeit auf ein kulturelles Angebot verwechseln mit der individuellen Beziehung eines Besuchers zu Kunst. Wir wollen spezifische Verbindungen herstellen, und keinen Event produzieren. Darum verzichten wir auch auf eine Eröffnungsspektakel. Das unterstreicht den Projektcharakter, der für Manifesta
essenziell ist.

FR: Sie machen es den Besuchern nicht gerade leicht, einen Zugang zu finden.

IARA BOUBNOVA: Wir sind trotzdem sicher, dass sowohl die Leute, die wir einladen werden, als auch die, die ohnehin schon in Frankfurt sind, in kulturellen Diskurs treten werden.

FR: Der Schweizer Künstler Christoph Büchel hat seine Teilnahmerechte gerade für 17.320,33 Euro versteigert. Haben Sie sich mal gefragt, ob das ein kritischer Kommentar zur Manifesta ist?

IARA BOUBNOVA: Ja, sicher. Darum wollten wir ihn ja haben.


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von/by Silke Hohmann

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