--------------------------------------------------------------------------------------
--------------------------------------------------------------------------------------
M A N I F E S T A 4

--------------------------------------------------------------------------------------

PROJEKT / VERANSTALTUNGEN / HEUTE / INFORMATIONEN / FORUM / PRESSE          \\english

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

Pressespiegel
Pressemappe
Text Archive
Bildmaterial
--------------------  
back
--------------------










****************************************************************
Künstlerporträts (29): Roberto Cuoghi
Frankfurter Rundschau | 01.07.2002
****************************************************************

++++ Wer den Manifesta-Beitrag von Roberto Cuoghi sieht, ohne die Geschichte dahinter zu kennen, sieht einen nicht enden wollenden Sonnenaufgang über dem Meer auf Video, dazu ertönt eine liebliche Melodie. Er verwandelt sich sofort wieder in einen Sonnenuntergang, um von vorne beginnen zu können. Eine einfache Metapher also für den vergeblichen Versuch, die Endlichkeit zu überwinden. Die Geschichte dahinter allerdings ist bei Roberto Cuoghi drastisch. Der Künstler ist 29 und sieht aus wie ein Frühpensionär. Cuoghi, in Mailand lebend, hat sich vor vier Jahren entschlossen, sich in seinen Vater zu verwandeln. Er veränderte gezielt seine Statur, seine Frisur, seine Garderobe, sein ganzes Auftreten, um seinem Vater so ähnlich wie möglich zu werden. Und das, obwohl er nach eigener Aussage eigentlich seiner Mutter viel ähnlicher sieht.
Er musste zunehmen, um in die Kleidung seines Vaters zu passen, um die er ihn gebeten hatte. Davon hat er jetzt Essstörungen, und auch sonst mutet er seinem Körper durch sein beschleunigtes Altern einiges zu. Doch wenn er irgend einer lange nicht gesehenen Tante einmal erklären muss, was da eigentlich mit ihm vorgeht, sagt der Künstler stets: "Das ist nur eine Arbeit." Dann sind sie ein bisschen beruhigt - wohl zu Unrecht. Zu Weihnachten schenken ihm seine Mitmenschen aber mittlerweile Kleidung, die in sein Vater-Schema passt. Es soll sogar Damen geben, die sich um den vermeintlichen Mittfünfziger bemühen. Seine Anstrengungen finden dort die meiste Anerkennung, wo sie überhaupt nicht als solche wahrgenommen werden.
Sein Vater verstarb im letzten Jahr. Roberto Cuoghi ist sich indessen nicht sicher, ob es besser ist, wie der zu werden, der er einmal war. Es ginge ohne Mühe, meint er, denn er ist in seiner Rolle niemandem verpflichtet. Aber noch dauert das Experiment an. "Es ist eine Flucht, die zur Falle wird," beschreibt der Künstler seinen bizarren Selbstversuch. Sein Festhalten hat etwas Verzweifeltes, zutiefst Melancholisches. Wie der Sonnenaufgang, der nie zu Ende gehen darf und darum von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. hoh
Frankensteiner Hof, Große Rittergasse 103

................................................................
von/by

--------------------------------------------------------------------------------------
TOP                                © M A N I F E S T A 4
--------------------------------------------------------------------------------------

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
unterstützt durch //
       [Stadt Frankfurt am Main]    [Allianz Kulturstiftung]    [Messe Frankfurt]
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++