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Künstlerporträts (59): Gerard Byrne
Frankfurter Rundschau | 05.08.2002
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++++ Zunächst zu den Fakten: 1980 bewarb das Autoimperium Chrysler seinen neuen Luxuswagen "Imperial" mit einer großangelegten Printkampagne im National Geographic Magazine. Dafür wurde eine Unterhaltung abgedruckt, die Frank Sinatra und Chrysler-Vorstandsvorsitzender Lee Iacocca miteinander führten. Zwei echt amerikanische Ikonen also, Sinnbilder für wirtschaftlichen Erfolg nach dem american way of life, im Gespräch über die Vorzüge eines Luxusautos, das nach Iacocca all das vereint, was sich der Durchschnitts-Amerikaner von seinem Traumwagen wünscht - nur dass er ihn sich nie wird leisten können. Ein Gespräch voll Werbehülsen, durch und durch konstruiert, in dem Sinatra seinem Gegenüber brav die Bälle zuspielt ("It looks rich, Lee."), damit dieser seine Lobeshymnen anbringen kann ("It makes you a smarter driver!").
Nun zu dem, was der Ire Gerard Byrne daraus macht: Im Portikus zeigt er seinen Film Why it's time for Imperial ... again von 1999, für den er den Sinatra-Iacocca-Dialog neu inszeniert. Das heißt, er lässt die Original-Unterhaltung von zwei Darstellern nachspielen, während diese durch eine triste Mischung aus Industriegebiet und Wohnsiedlung marschieren. Der Sinatra-Schauspieler weist sich mit Halstuch und marineblauem, doppelreihigem Jackett mit Goldknöpfen als Schöngeist aus, der Iacocca-Part trägt grauen Businessanzug mit gleichfarbiger Krawatte.
In diesem Aufzug bewegen sich die beiden durch nassgeregnete, unbelebte Straßen, entlang stillgelegter Gleise und Autofriedhöfe (wo in diesem Moment etwas chryslerähnliches in die Presse verfrachtet wird), vorbei an kinderlosen Spielplätzen, sitzen sich in heruntergekommenen Kneipen gegenüber oder gehen gemeinsam auf die Toilette (Sinatra wartet allerdings vor der Klotür) - dabei mit ernstem Gesicht ihre Lobhudelei auf den Imperial und dessen Vorzüge fortführend. Manchmal überblendet eine Stimme aus dem Off das Gespräch, um kurz in die Fakten der Werbekampagne einzuführen und wieder zu verschwinden.
Mit leichter, humorvoller Hand, durchaus ein bisschen bösartig, legt Gerard Byrne die Absurdität, die Lächerlichkeit der Situation offen, in der die beiden Personen ebenso Fremdkörper in ihrer Umgebung sind wie der Inhalt ihrer Unterhaltung. Er dekonstruiert die Faszination des Statussymbols Auto und stellt kritiklose Technikgläubigkeit bloß - ausgewogen und ausgesprochen unterhaltsam.
Gerard Byrne: im Portikus, Schöne Aussicht 2, bis 25. August. jdv

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